(30.07.2012, 12:04:33)LeaRebecca schrieb: @Sebastian: Den Vergleich finde ich richtig gut! Werde ich in mein Repertoire aufnehmen wenn mal wieder jemand fragt was man als Linguist so treibt.
Auch auf die Gefahr hin, dass jenes Lob nur ironisch gemeint ist:
Nur weil in Zoologie nicht ermittelt wird, welches Tier "schön" oder im Recht ist, muß dasselbe nicht auch für die Sprachwissenschaft gelten. Es gibt genügend Wissenschaften die sich mit dem Unterschied zwischen richtiger und falscher Prognose oder Aussage beschäftigen:
Mathematik, Physik, Chemie, Meteorolgie ... und eben die Rechtswissenschaft. Aber selbst der Zoologe würde dir dann schon sagen, ob du das ein oder andere Tier richtig benannt hast, denn vor allem das machte Zoologie ganz zu beginn: Sie gab den Tieren ihre (lat.) Namen, und benannte Klassen und Gattungen.
Entscheidend ist hier aber, dass die nähre Bestimmung "rein deskriptive (Sprachwissenschaft)" (= Linguistik) nicht dasselbe ist, wie "nicht näher bestimmte (Sprachwissenschaft), denn letzters wäre NICHT "Linguistik"!
Am Ende bleibt noch die Frage, weshalb Rechtsprechung in keinem Bezug zum Richtig-sprechen stehen können sollte, wenn er doch schon lautlich indiziert ist. Wenn nämlich die ganz offenkundige Ähnlichkeit zweier Worte ignoriert werden können sollte, dann wäre auch die Rechtsprechung selbst nicht mehr als solche zu identifizieren.
"Rechtsprechung" klingt nämlich nur so wie "Rechtsprechung". In diesem Punkt werden sich die altehrwürdige Etymologie und die Linguistik niemals übereinkommen, denn die ursprüngliche Etymologie unterschied sehr wohl zwischen wahrem und falschem Wortgebrauch (siehe die Wendung; "eigentliche" vs. "uneigentliche Bedeutung"), während in der Linguistik diesbezüglich nur die Theorie von der "Arbitrarität und Konvention" gilt. Stark vereinfacht heißt das: "Richtig ist, was auch immer wir tun, wollen oder definieren".
Und zur eigentlichen Sache "allerhöchstpersönlich":
Wie "rot" oder "hochrot", ist auch "persönlich" ein Adjektiv, das nach vorliegender Art gesteigert werden kann, auch wenn "hochpersönlich" nicht gerade ein übliche Wendung ist.
Verwirrungen ob der Möglichkeit mehr oder weniger "Person" zu sein, rühren wohl eher von daher, dass dieser Ausdruck an sich keine Information darüber liefert, wieviele Arme und Beine ihr angehören. Wer die Allmacht personifiziert dichtet ihr deshalb auch nicht schon menschliche Züge an, denn erst Charles Darwin personifiziert den Nachfahren des Affen (wie lächerlich!)
Mensch und Person bezeichnen an sich zwei völlig verschiedene "Sachverhalte", und lediglich Gruenschuh unterstellt dem bloßen Signifikanten "Person" das sogenannte "Signifikat", also sein Bild von einem "Hampelmann", bzw. von einem Nachfahren des Affen. In zweifel zu ziehen ist aber schon de Saussures Behauptung von der Bilateralität des Zeichens, denn das trifft vielmehr auf eines Zeichens "Bezug" zu, doch dann sollte man das auch so nennen. Das Zeichen an sich ist NICHT die Beziehung, denn rein etymologisch betrachtet entspricht letzterem noch eher der Ausdruck "Bezeichnung", aber nicht das Zeichen.
So ist zum Beispiel auch das Bild: "Die Lehre von der Wortherkunft" nur eine Unterstellung alias "Signifikant", denn auch diese Information steckt nicht schon im Signikifkanten "Etymologie" - die Lehre an sich. Es handelt sich hierbei also nicht um eine echte (od. wörtliche / logische) Übersetzung vom (Alt-) Griechischen ins Deutsche sondern um eine recht willkürlich getroffene "Definition", was letztlich nur heißt, dass sie nicht verifiziert werden kann.
Absurd, denn schon in sich nicht sonderlich konsitent ist auch die Behauptung, dass Linguistik "rein deskriptive Sprachwissenschaft" ist, dann aber regelmäßig festzustellen versucht, dass zahlreiche Ergebnisse der Volksetymologie "falsch" oder "richtig" seien. Also entweder geht diese Unterscheidung, oder sie geht nicht. Wann wird sich der Linguist in derartigen Urteilen mal (endgültig) entscheiden?
Und wann nennt der Linguist endlich mal eine "Bedeutung", wenn er wortwörtlich eine ankündigt - in seinen Publikationen erscheinen dann nämlich immer nur "Synonyme", weil Bedeutungen alias "Signifikate" oder "Vorstellunsinhalte" schlichtweg nicht (verbal) darstellbar sind. Wann gibt er also endlich mal zu, dass auch seine eigene Theorie ganz gravierende Schwachstellen, um nicht gleich "Fehler" und "Spekulationen" zu sagen, aufweist?
Inwiefern unterscheidet sich die Anwendung von (ausnahmslos gültigen) Lautgesetzen von Spekulation, nachdem deren "Ausnahmslosigkeit" (od. Gültigkeit) eigentlich schon zur vorletzten Jahrhundertwende gutbegründet widerlegt worden ist, und außerdem sowieso noch nie zu einer "Bedeutung", sondern nur zu immer weiteren Lautvariationen führten?
Liebe Grüße, Alexander