Liebe Sprachwissenschaftler_Innen!
Ich wende mich mit folgendem Anliegen an euch:
Ich schreibe gerade an einer Arbeit aus dem Bereich der Textlinguistik zum Thema textphorische Mittel. Diese werden von mir anhand des Buches "Hauptartikel christlicher Lehre" von Melanchthon präsentiert und erläutert.
Ich bin jetzt aber auf ein Problem gestoßen, nämlich ich bin mir nicht sicher, ob die Beispiele, die ich gefunden habe, tatsächlich als Parallelismen einzustufen sind. Theoretisches bereitet mir keine Probleme zu, die Schwierigkeiten betreffen nur die Praxis.
Ich möchte euch daher herzlich bitten, dass ihr euch die von mir ausgesuchten Beispiele anschaut und eure Meinung dazu äußert.
1.) (…) freude des Vaters gegen dem Son und des Sons gegen dem Vater“
--> semantisch gesehen stellt dieses Beispiel einen Chiasmus dar, dennoch
syntaktisch doch einen Parallelismus, oder? Die Abfolge der Glieder in der Phrase "des
Vaters gegen dem Son und des Sons gegen dem Vater" ist eh ziemlich gleich,
oder liege ich da total falsch?
2.) "Der Vater in der Gottheit ist die erste ewige Person in der Gottheit,
die nicht geboren ist und nicht ausgehet von einet andern Person, sondern
von Jhm ist der Sohn von Ewigkeit geboren, und gehet der heilige Geist aus
von Jhm und dem Sohne, nnd hat Er sammt dem Sohne und heiligen Geist, aus
Nichts erschaffen Himmel und Erde und alle andere Kreaturen, und erhält
ihr Wesen.
Der ewige Sohn in der Gottheit ist die andere ewige Per» son in der
Gottheit, welche ist ein wesentlich Ebenbild des Vaters, welche der Vater
von seinem Wesen sedieret, so Er sich selbst anschauet und betrachtet, und
ist dieser Sohn uns also geoffenbaret, daß Er sei diese Person, durch
welche der Vater spricht ganzen Beschluß und Ordnung der Erschaffung, und
der Wiederbringung der Menschen und ist gesandt, daß Er uns das Evangelium
offenbare, und des Vaters gnadigen Willen anzeige und menschliche Natur an
sich nZhme, und würde der Versöhner und unser Heiland, und der Kirche
Erhalter.
Der heilig« Geist ist die dritte, ewige Person m der Gott« heit, welche
ausgehet vom Vater und Sohne, und ist eine «e» senttiche Liebe und Freude
des Vaters gegen den Sohn, und des Sohnes gegen dm Vater, und ist uns also
geossenbaret, daß Er in die Herzen der Gläubigen gesandt werde, solche
Regung, Liebe und Freude an Gott anzuzünden in uns, wie Er selbst ist, und
heiliget uns zum ewigen Leben."
--> hier geht es mir um die Einleitungssätze bei jedem Absatz, kann man
sie als syntaktischer Parallelismus einstufen? oder liegen sie zu weit weg
voneinander?
3.)"Wollest uns nicht in Verführung und auf Irrtum fallen lassen, wollest
unsere Herzen rein und heilig machen"--> ist das für dich ein
syntaktischer Parallelismus?
4.)"Gott ist Mensch; Gott ist geboren aus der Jungfrau Maria; Gott hat
gelitten; Gott ist gestorben, und wiederum auferstanden.
Christus ist Gott; Christus ist ein Mensch; Christus ist gestorben und
wieder auferstanden."--> da bin ich schon so verwirrend, dass ich nicht mehr
weiß, ob in diesen beiden Sätzen Parallelismen vorkommen? Oder kann man z. B.
nur den Satzteil "Christus ist Gott, Christus ist ein Mensch" nehmen und
ihn als einen syntaktischen und lexikalischen (doppelt "Christus", doppelt
"ist") Parallelismus einstufen? Das selbe betrifft den letzten Teil beider Sätze--> "...
ist gestorben, und wieder auferstanden"--> ist das auch ein Parallelismus?
Der Link zu dem Buch gibts hier:
http://books.google.at/books?id=ecAUAAAA...=html_text
Wer Lust hat, kann natürlich auch nach weiteren Parallelismen im obigen Text suchen :P *Spaß*
Ich wäre euch äußerst dankbar, wenn ihr mir bei meinen Fragen helfen würdet,
Einen schönen Feiertag noch,
Lg, Maria