Hallo,
ich schreibe gerade eine Hausarbeit zum Mutterspracherwerb der Gebärdensprache und kam auf eine völlig unrelevante Frage:
Die Deutsche Gebärdensprache hat ja ein ziemlich ausgeprägtes Mundbild, das heißt, dass zu sehr vielen Gebärden auch die Wörter der deutschen Sprache, bzw. Teile davon, mit den Lippen nachgeformt wird. (Hier auch nochmal als Hinweis, das hat rein gar nichts damit zu tun, dass Gebärdensprache eine visuelle Sichtbarmachung des Deutschen ist, beide Sprachen sind völlig eigenständig.) In anderen Gebärdensprachen wie dem ASL finden sich allerdings kaum Mundbilder. In der DGS wird das auf die Gehörlosenpädagogik zurückgeführt, da lange Zeit die oral-aurale Methode vorherrschte, bei der versucht wurde, ausschließlich oder zumindest sehr intensiv Gehörlosen die Lautsprache beizubringen. Durch diese intensive Lautsprachförderung sind die vielen deutschen Mundbilder auch in die Gebärden übergegangen und haben hier Phonemstatus, da sie bedeutungsunterscheidend sind.
Meine Frage ist nun, da dies ja der Ursprung der Mundbilder ist, wie es sich mit den Dialekten in der deutschen Lautsprache zu den Dialekten der DGS verhält. Es ist klar, dass sich beider Dialektgrenzen nicht wirklich decken, aber wenn eine regionale Varietät ein anderes Wort als das Hochdeutsche hat, lassen sich diese auch in den Mundbildern von Gebärdenden dieser Region finden? Oder sind die Mundbilder in der DGS seit ihrer Entstehung (aus dem Hochdeutschen dann kommend) relativ unbeeinflusst von den deutschen Varietäten geblieben?
Ich könnte mir vorstellen, dass vor allem seitdem immer mehr Hörende auch DGS lernen, vor allem um ihrer Angehörigen Willen, und immer mehr ehemals Gehörlose durch ein Cochlea-Implantat mehr oder weniger hören können und daher die regionalen Lexikabweichungen auch auditiv hören können, die deutschen Varietäten mehr Sprachkontakt auf die Mundbilder ausüben als zuvor.
Weiß jemand darüber vielleicht etwas mehr?
Viele Grüße,
Kevin