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Philóglossos > 03.03.2015, 13:18:30
Kevin > 04.03.2015, 14:03:48
Philóglossos > 04.03.2015, 16:15:32
(04.03.2015, 14:03:48)Kevin schrieb: Herzlich Willkommen im Forum. :)
Hast du denn bestimmte Sprachen im Vorliebenpetto, wenn wir es über Minderheiten- und Regionalsprachen haben?
Kevin > 04.03.2015, 17:07:56
Philóglossos > 04.03.2015, 22:54:32
Kevin > 05.03.2015, 01:07:23
Zitat:Wie kamst du ursprünglich auf Gotisch? Weil es als ostgermanische Sprache was Besonderes ist?Ich liebe Germanisches ohnehin, Gotisch war da als (fast) frühest belegte Sprache und mit diesem dennoch stattlichen Korpus ziemlich interessant. Die vielen Züge des Protogermanischen, die sich darüber am besten nachvollziehen ließen, machen es irgendwie sehr interessant.
Zitat:Ich weiß, das sollte man lieber nicht sagen, weil es bar aller wissenschaftlichen Kriterien ist – aber mir persönlich gefällt unter den romanischen Sprachen Okz. besonders gut, und schottisches Gälisch finde ich eine der schönsten Sprachen überhaupt.Das ist doch nicht bar aller wissenschaftlichen Kriterien, da spielen zig verschiedene Sachen eine Rolle. Und etwas negatives ist es auch nicht. Diese Vorliebe für (eine) bestimmte Sprache(n) hat erst die feldforschenden Linguisten dazu angetrieben, diese Sprachen zu untersuchen und zu dokumentieren. Ohne Sprachvorlieben wären viele Sprachen undokumentiert gestorben.
Zitat:Bin mir nicht sicher, ob dem wirklich so ist: Angeblich ist Neuhebräisch (Ivrit) das einzige Beispiel für eine umfassend erfolgreiche Sprachwiederbelebung.In dieser Größenordnung, eindeutig, ja. Aber es gibt dennoch sehr viele andere erfolgreiche Revitalisierungsprojekte, die aber in der Zahl sehr viel kleiner sind, weil die in Frage kommende Sprechergruppe/Ethnie auch kleiner ist.
Zitat:Ja, das Bairische... Ich habe mal überlegt, ein Bairschkurs an der Münchner Volkshochschule zu machen. Ich muss ehrlich sagen, von allen 'deutschen Varietäten' hierzulande (also die friesischen, sorbischen und dänischen ausgenommen) finde ich Plattdeutsch am angenehmsten. Aber ja, ich gebe Dir völlig recht: Dialekte sind so schützenswert wie Sprachen. Und überhaupt gibt es (zu meiner Verwunderung) keine universellen Kriterien für die Unterscheidung Sprache–Dialekt.Leider alte Angewohnheit, aber falls du mit 'deutsche Varietät' nicht auf deutsch-territorial sondern auf deutsch-abstämmig abzielst, muss ich dich leider doch unterbrechen. Auch wenn es linguistisch noch nicht immer ganz klar ist, die meisten Linguisten stimmen dem aber zu, wird das Plattdeutsche (Niederdeutsche) nicht zu den 'deutsch-abstämmigen' Dialekten gezählt. Bereits zu Zeiten des Althochdeutschen war des Niederdeutschen Urgroßvater, das Altsächsische, eine distinkte Sprache gegenüber dem Althochdeutschen und bildete (vermutlich) mit dem Angelsächsischen und Altfriesischen die westgermanische Gruppe der nordseegermanischen Sprachen. Auch von politischer Seite her wird es als Sprache anerkannt.
Philóglossos > 06.03.2015, 08:36:25
(05.03.2015, 01:07:23)Kevin schrieb:Zitat:Wie kamst du ursprünglich auf Gotisch? Weil es als ostgermanische Sprache was Besonderes ist?Ich liebe Germanisches ohnehin, Gotisch war da als (fast) frühest belegte Sprache und mit diesem dennoch stattlichen Korpus ziemlich interessant. Die vielen Züge des Protogermanischen, die sich darüber am besten nachvollziehen ließen, machen es irgendwie sehr interessant.
Zitat:Ich weiß, das sollte man lieber nicht sagen, weil es bar aller wissenschaftlichen Kriterien ist – aber mir persönlich gefällt unter den romanischen Sprachen Okz. besonders gut, und schottisches Gälisch finde ich eine der schönsten Sprachen überhaupt.Das ist doch nicht bar aller wissenschaftlichen Kriterien, da spielen zig verschiedene Sachen eine Rolle. Und etwas negatives ist es auch nicht. Diese Vorliebe für (eine) bestimmte Sprache(n) hat erst die feldforschenden Linguisten dazu angetrieben, diese Sprachen zu untersuchen und zu dokumentieren. Ohne Sprachvorlieben wären viele Sprachen undokumentiert gestorben.
Zitat:Bin mir nicht sicher, ob dem wirklich so ist: Angeblich ist Neuhebräisch (Ivrit) das einzige Beispiel für eine umfassend erfolgreiche Sprachwiederbelebung.In dieser Größenordnung, eindeutig, ja. Aber es gibt dennoch sehr viele andere erfolgreiche Revitalisierungsprojekte, die aber in der Zahl sehr viel kleiner sind, weil die in Frage kommende Sprechergruppe/Ethnie auch kleiner ist.
Zitat:Ja, das Bairische... Ich habe mal überlegt, ein Bairschkurs an der Münchner Volkshochschule zu machen. Ich muss ehrlich sagen, von allen 'deutschen Varietäten' hierzulande (also die friesischen, sorbischen und dänischen ausgenommen) finde ich Plattdeutsch am angenehmsten. Aber ja, ich gebe Dir völlig recht: Dialekte sind so schützenswert wie Sprachen. Und überhaupt gibt es (zu meiner Verwunderung) keine universellen Kriterien für die Unterscheidung Sprache–Dialekt.Leider alte Angewohnheit, aber falls du mit 'deutsche Varietät' nicht auf deutsch-territorial sondern auf deutsch-abstämmig abzielst, muss ich dich leider doch unterbrechen. Auch wenn es linguistisch noch nicht immer ganz klar ist, die meisten Linguisten stimmen dem aber zu, wird das Plattdeutsche (Niederdeutsche) nicht zu den 'deutsch-abstämmigen' Dialekten gezählt. Bereits zu Zeiten des Althochdeutschen war des Niederdeutschen Urgroßvater, das Altsächsische, eine distinkte Sprache gegenüber dem Althochdeutschen und bildete (vermutlich) mit dem Angelsächsischen und Altfriesischen die westgermanische Gruppe der nordseegermanischen Sprachen. Auch von politischer Seite her wird es als Sprache anerkannt.
Die universellen Kriterien gibt es aus dem Grunde nicht, dass Varietäten (fast) immer in Spektren mit ihren umgebenen Varietäten auftreten und eine Unterscheidung zwischen Dialekt und Sprache in vielen Fällen ein rein willkürlich festgelegter Punkt in diesem Spektrum wäre. Es gibt aber zig Ansätze, die den Versuch einer Definition wagen. Am meisten kann ich mit dem simplen Ansatz anfangen, der Varietäten auf die drei Begriffe Abstandsprache, Ausbausprache und politische Sprache hin untersucht. Luxemburgisch ist für seine umgebenen Varietäten, den moselfränkischen Dialekten des Deutschen, ziemlich gut verständlich, daher keine Abstandsprache. Luxemburgisch erfährt aber einen mäßigen Ausbau (neue Wörter, Register und Standards werden geschaffen) und hat in Luxemburg auch politischen Status. Es muss meist nur ein Kriterium zutreffen. Bairisch erfährt so gut wie keinen Ausbau und genießt keinen politischen Status. Hat aber eine eher eingeschränkte gegenseitige Verständigung mit dem Deutschen oder umgebenen Varietäten, worin auch der Knackus Punktus vieler Sprache-oder-nicht-Sprache-Diskussionen von Linguisten liegt, ob dies Argument nun wirklich zutrifft und/oder ausreichend ist. Als Regionalsprache wird es leider (noch) nicht anerkannt. Die deutschen Dialekte sind allerdings ziemlich distinkt zueinander und der Ethnologue hat zum Beispiel deswegen auch viele der Dialekte, auch das Bairische, als einzelne Sprachen eingestuft. Manches Mal kann ich das weniger nachvollziehen, aber vor allem Varietäten wie Ripuarisch, Allemanisch und Bairisch würde ich schon noch distinkt genug einschätzen und sie eher zu den Sprachen zählen als zu den Dialekten, wenn es denn darum ginge. Und darum geht es leider oft genug, weil die Tatsache, dass es keinen trifftigen wissenschaftlichen Grund für eine Unterscheidung gibt (es gibt zwar welche, aber die sind wenig ausschlaggebend) nicht Realität für die breite Masse ist. Nennst du eine Varietät 'Dialekt' stellst du ihm damit das meist schlechte Prestige anheim, eine 'Sprache' hat heutzutage kaum noch schlechtes Prestige. Dialekt gilt für viele noch als eine 'Abart' von etwas anstatt eines eigenen Systems. Das ist schade und meines Erachtens gibt es da auch viel zu wenig Aufklärungsarbeit.
Philóglossos > 08.03.2015, 20:04:30