Marx-Zitat an Humboldt-Uni

Hallo zusammen,

Meine Frage bezieht sich auf das Karl Marx-Zitat in der Humboldt-Universität Berlin: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern".
Folgende Aufgabenstellung wurde mir zum Zitat gegeben: "Linguistische, kommunikationswissenschaftliche und/oder semiotische Einordnung" sowie "Vorschlag eines Anschlusses an sprachwissenschaftliche Konzepte oder Diskussionen sowie mögliche linguistische Lesart".
Das Seminar, in dem ich dieses Thema behandeln muss, lautet: "Berlin - Die Stadt als Text". Behandelt werden soll also nicht nur das Zitat für sich, sondern vor allem seine Anbringung im Foyer des Hauptgebäudes der HU Berlin. Bei der Beantwortung der Fragestellung sollte also sicher vor allem der räumliche aber auch der zeitliche Kontext berücksichtigt werden.

Könnt Ihr mir vielleicht ein par Anregungen geben, wie ich an diese Aufgabe herangehen soll?

Hier ein par Hintergrundinfos zum Zitat: Karl Marx schrieb den Satz 1845 als 11. seiner sogenannten Feuerbachthesen in sein Notizheft. Der Satz lautete ursprünglich so: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern". Die oben genannte Fassung (mit dem 'aber' und Semikolon) wurde von Friedrich Engels redigiert und 1888 veröffentlicht.
1953 (im Karl-Marx-Jahr) wurde das Zitat (in der Engels-Fassung) auf Anordnung der SED im Foyer des Hauptgebäudes der HU in goldenen Buchstaben an der Wand angebracht.
Nach der Wende gab es kontroverse Diskussionen darüber, ob dieses "Herrschaftssymbol" abgenommen werden solle oder nicht. Es wurde dann jedoch unter Denkmalschutz gestellt, so dass es bis heute an seinem Platz blieb.

Vielen Dank für Eure Hilfe und beste Grüsse,

Marc

Hallo,

nur mal auf die Schnelle ein paar Stichworte, die du dir näher anschauen solltest, wenn es verschiedene Analyseansätze zu finden gibt:

- diskursanalytische Herangehensweise: Diskurssemantik, Textinterpretation = In welchem Verhältnis stehen die beiden Sätze zueinander? Welche Relationen herrschen zwischen ihnen? Was hat das "aber" zu bedeuten, welche Bedeutung hätten die Sätze ohne?

- Sprechaktanalyse: propositionaler vs. illokutiver Akt?

- semiotische Analyse: Zeichenmodelle nach Saussure, Peirce; Organon-Modell von Bühler (siehe auch nächster Punkt), weitere Zeichenmodelle

- vielleicht auch Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun bzw. vor allem andere Kommunikationsmodelle

Wenn es vor allem um Textanalyse geht (wegen des Seminartitels), solltest du dich vor allem auch auf den ersten Punkt konzentrieren. Wie entsteht Textualität? Kann ich hier von einem Zusammenhang reden (Kohärenz?), was ist mit dem Kontext, in den das Zitat eingebunden ist? usw.

Für mehr reicht mir im Moment die Zeit nicht.
Viel Erfolg, ist doch eine sehr interessante Fragestellung!

Hallo Neous,

Vielen Dank für Deine (wie ich doch finde) ausführliche Antwort! Du hast mir wirklich sehr geholfen.
Finde die Fragestellung auf jeden Fall auch spannend, v.a. da ich nun sehe, wie ich linguistisch da rangehen kann.

Viele Grüsse,

Marc

Linguistische Textanalyse nach Brinker
http://dokumente-online.com/linguistisch...inker.html
Das ist hilfsreich