@
janwo ahnst Du, wie hart ich Dich gerade beneide?
Wir haben damals im Deutschunterricht grob gelernt, was es für Wortarten gibt und was Subjekt, Prädikat und Objekt sind und das war es auch schon. Im Fremdsprachunterricht haben wir anfangs hauptsächlich Verbformen (und im Französischen direkte und indirekte Objektpronomen) gelernt, allerdings wurden uns in Französisch in der Mittelstufe sowohl passé simple und passé antérieur als auch subjonctif imparfait und subjonctif plus-que-parfait vorenthalten und als ich diese Zeitformen im Mittelteil eines Wörterbuchs entdeckt hatte und wissen wollte, ob die Subjonctif-Imparfait-Formen generell auf den Passé-Simple-Formen aufbauen, habe ich feststellen müssen, dass fast alle meine Französischlehrer gar nichts von der Existenz des subjonctif imparfait wussten, einer hat sogar behauptet, ich hätte mir diese Zeitform ausgedacht, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
In der 11. Klasse hat die Englischlehrerin, ihres Zeichens Quereinsteigerin aus der Anglistik, uns tatsächlich geraten, uns mit IPA vertraut zu machen, hat IPA aber nie formal eingeführt. Auch sie hat uns hauptsächlich Textanalyse beigebracht.
Als ich in der 12. Klasse die Schule gewechselt habe, um Englisch und Französisch als LKs zu belegen, wurde dort vorausgesetzt, dass wir die englische und französische Grammatik beherrschen, es wurden allenfalls bestimmte Regeln wiederholt, wenn in einer Klausur ein bestimmter Fehler gehäuft auftrat, ansonsten lag auch hier der Schwerpunkt auf Textanalyse und Landeskunde. Der Deutsch-Grundkurs-Lehrer, promovierter Philosoph und Literat, hat alles daran gesetzt, uns deutsche Literatur näherzubringen, ihm war wichtig, dass wir literarische Texte nicht nach Schema F abarbeiten, sondern wirklich versuchen, sie zu verstehen und dadurch etwas über uns selbst und unser Gefühlsleben lernen. Für Grammatik blieb dabei keine Zeit, was ich billigend in Kauf genommen habe.
Vom Bundeswettbewerb Fremdsprachen habe ich erst in den letzten zwei Jahren an der neuen Schule erfahren und beide Male mitgemacht - jetzt wo Du sagst, Du bist aus Selbstkritik nicht hingegangen, schäme ich mich schon ein bisschen - zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich an der alten Schule so lange die einzige Sprachbesessene gewesen war, dass ich unbedingt endlich einmal Anschluss an andere Sprachenmenschen finden und von den Besten der Besten lernen wollte. Ich habe es auch beide Male in die Endrunde geschafft, allerdings beim ersten Mal "nur" einen dritten und beim zweiten Mal, weil ich extra noch etwas Italienisch gelernt hatte um eine Wettbewerbssprache mehr zu haben, einen zweiten Preis gewonnen. Dass es kein erster Preis geworden ist, schiebe ich gern auf meine fehlende Sozialkompetenz, die zählt ja auch in die Bewertung mit rein ;)