Der Begriff "Linguistik" bezeichnet zunächst eigentlich nur die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen "Sprache" und ist nicht auf eine bestimmte Einzelsprache festgelegt. An Universitäten gibt es verschiedene Studiengänge, die Linguistik ganz oder teilweise zum Gegenstand haben. Wenn man eine Philologie wie Germanistik, Slawistik, Semitistik etc. studiert, gehört in der Regel auch ein sprachwissenschaftlicher Anteil dazu, der sich dann auf die Gegenstandssprache(n) fokussiert. Teilweise gibt es (gerade bei Masterstudiengängen) auch die Möglichkeit, nur die Linguistik einer einzelnen Sprache zu studieren. Solche Studiengänge heißen dann manchmal zur besseren Unterscheidung "Germanistische Linguistik" o.Ä.
Daneben gibt es aber auch Linguistik als eigenständiges (meist kleines) Fach. Das heißt manchmal "Linguistik", oder auch (gerade bei den früheren Magisterstudiengängen), z.B. Allgemeine Sprachwissenschaft, Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft etc. Hier beschäftigt man sich, wie ich eingangs meinte, in der Regel eher mit Sprache an sich, d.h. der Fokus ist eher auf einzelne Phänomenbereiche gerichtet, und man sieht sich ganz verschiedene Sprachen aus einer eher theoretischen und/oder vergleichenden Perspektive an. In meinem Linguistik Studium kam zwar Deutsch schon eine gewisse Rolle zu, weil das einfach die meisten schon konnten, aber per se hatte es erst einmal keine hervorgehobene Position, sondern musste sich einreihen in Beispiele und Phänomene aus tausenden anderen Sprachen. Teilweise findet sich auch die Konstruktion, dass der Studiengang nur Linguistik heißt und dann verschiedene Schwerpunktsetzungen für erlaubt. Bei der Benennung und was sich hinter den Namen verbirgt, herrscht inzwischen ein ziemlicher Wildwuchs.
Eine Besonderheit an der Uni Frankfurt (Main) ist, dass es dort gleich zwei Linguistikinstitute und zwei Linguistikstudiengänge gibt: Einmal einfach nur "(Institut für) Linguistik" und einmal "(Institut für) Empirische Sprachwissenschaft". Das ist insofern etwas verwirrend, da, soweit ich weiß, das Institut für Linguistik eher einen Fokus auf die germanistische Linguistik und auf eine bestimmte Fachtradition (formale Linguistik insb. generative Grammatik) hat, während am Institut für empirische Sprachwissenschaft eher Linguistik im Sinne des letzten Abschnitts betrieben wird (mit Nebenschwerpunkten in Kaukasiologie, Baltistik, Indogermanistik, Phonetik). Wenn du also in Frankfurt "Linguistik" und nicht Empirische Sprachwissenschaft studieren wirst, wird Deutsch und werden fornale Ansätze und vor allem die Theorien von und in Anlehnung an Noam Chomsky eine große Rolle spielen.
Das es sehr viele unterschiedliche Zugänge zur Linguistik gibt und man doch stark davon abhängig ist, wie die fachliche Ausrichtung vor Ort ist, wäre mein genereller Tipp für's Studium, dass man eigenständig Sachen liest, die gerade nicht in den Kursen angesprochen werden.
Als Vorlektüre wurde uns damals "The Study of Language" von George Yule empfohlen (das habe ich aber nie gelesen, insofern kann ich keine Empfehlung aussprechen). Wenn du selbst schon einmal vorschnuppern möchtest, kannst du ja eine der Einführungen in die Linguistik quer lesen (z.B. "Einführung in die Sprachwissenschaft" von Heinz Vater oder -- wenn es etwas dicker sein darf -- "Contemporary Linguistics" von O'Grady et. al). An ganz klassischer Literatur wäre vielleicht auch "Language. An Introduction to the Study of Speech" von Edward Sapir (1921) interessant (
https://pure.mpg.de/pubman/faces/ViewIte...em_2381135)
Eine unkonventionelle (weil in Romanform) Einführung in die Linguistik von Michael Fortescue gibt es als kostenfreien Open Access Titel hier:
https://www.mtp.dk/details.asp?eln=200762