Konstituentenanalyse

Hallo! 

Ich verzweifle - wie sieht hier eine Konstituentenanalyse aus? Die grobe Struktur ist klar, aber was machen diese Adverb und Konomen Verbindungen dort? Und wie sieht es mit der Ergänzung in Klammern aus?

Danke für Eure Tipps!

Viele Grüße!

Es handelt sich um folgenden Satz: 

Auf diese Weise wird untersucht, ob das Schreiben nach Hören (phonetische Schreibung), das in nahezu allen Ländern in den ersten beiden oder gar drei Schuljahren der Grundschule üblich ist, zu schlechteren Rechtschreiberkenntnissen führt. 

Hallo sam-08,

wenn du uns deinen bisherigen Lösungsversuch dazuschreibst, können wir dir am besten Feedback geben.

Viele Grüße

(17.10.2023, 15:55:18)lingucat schrieb: Hallo sam-08,

wenn du uns deinen bisherigen Lösungsversuch dazuschreibst, können wir dir am besten Feedback geben.

Viele Grüße

https://ibb.co/j80JTmm

Unter dem Link ist mein bisheriger Versuch als Bild zu sehen.

Dies ist bisher nur ein Teilsatz, dort liegt aber auch meine (Stand jetzt) größte Unklarheit. Ist das so sinnig? Konomengruppen sind mir bisher noch nie untergekommen...oder wie kann ich mir die Relationen anders vorstellen?

Hallo! (:

So würde ich den Nebensatz analysieren:

   

Ich habe hier versucht, die Terminologie zu verwenden, die Du in dem Bild benutzt, mit der ich allerdings nicht ganz vertraut bin. Ich weiß natürlich nicht, ob sich auch Eure generelle Herangehensweise an Konstituentenanalyse von derjenigen, die ich kenne, unterscheidet. Es könnte also sein, dass das Folgende nicht mit Eurem Ansatz kompatibel ist. 

Die erste Präpositionalgruppe würde ich so analysieren wie Du, das habe ich deswegen mal abgekürzt.

In der zweiten PrGr würde ich ersten beiden oder gar drei als Adjektivgruppe analysieren. beiden und drei sind beide dem Adjektiv ersten syntaktisch untergeordnet: in den ersten beiden oder gar in den ersten drei. Das Adverb gar bildet aus meiner Sicht eine Einheit mit der Konjunktion, da *in den ersten gar drei ungrammatisch wäre. In diesem Kontext würde ich sowohl beiden als auch drei als Numeralia bezeichnen, aber das ist natürlich Terminologie-abhängig.

Bei dem Konomen das am Anfang des Ausschnitts handelt es sich um ein Relativpronomen, welches das Subjekt des Nebensatzes bildet. Entsprechend habe ich ihm die VGr1 nebengeordnet, die beiden Präpositionalgruppen als Adjunkten der VGr2 nebengeordnet und das Prädikativum üblich dieser untergeordnet.

Kannst Du etwas mit dieser Analyse anfangen? Hast Du dazu Fragen? (:

Liebe Grüße
Yaouoay

(18.10.2023, 19:18:26)Yaouoay schrieb: Hallo! (:

So würde ich den Nebensatz analysieren:



Ich habe hier versucht, die Terminologie zu verwenden, die Du in dem Bild benutzt, mit der ich allerdings nicht ganz vertraut bin. Ich weiß natürlich nicht, ob sich auch Eure generelle Herangehensweise an Konstituentenanalyse von derjenigen, die ich kenne, unterscheidet. Es könnte also sein, dass das Folgende nicht mit Eurem Ansatz kompatibel ist. 

Die erste Präpositionalgruppe würde ich so analysieren wie Du, das habe ich deswegen mal abgekürzt.

In der zweiten PrGr würde ich ersten beiden oder gar drei als Adjektivgruppe analysieren. beiden und drei sind beide dem Adjektiv ersten syntaktisch untergeordnet: in den ersten beiden oder gar in den ersten drei. Das Adverb gar bildet aus meiner Sicht eine Einheit mit der Konjunktion, da *in den ersten gar drei ungrammatisch wäre. In diesem Kontext würde ich sowohl beiden als auch drei als Numeralia bezeichnen, aber das ist natürlich Terminologie-abhängig.

Bei dem Konomen das am Anfang des Ausschnitts handelt es sich um ein Relativpronomen, welches das Subjekt des Nebensatzes bildet. Entsprechend habe ich ihm die VGr1 nebengeordnet, die beiden Präpositionalgruppen als Adjunkten der VGr2 nebengeordnet und das Prädikativum üblich dieser untergeordnet.

Kannst Du etwas mit dieser Analyse anfangen? Hast Du dazu Fragen? (:

Liebe Grüße
Yaouoay

Vielen Dank! Das klingt in jedem Fall absolut plausibel...ich habe irgendwie gar nicht dran gedacht, dass dass "ersten" übergeordnet ist. Aber das ist beim Nachdenken nun irgendwie viel sinnvoller...

Wir haben es in unserer Herangehensweise mit Blick auf die VGr etwas anders in der Darstellung, aber das Prinzip ist klar und würde ich auch so sehen :)

---

Bei den anderen Satzteilen war/bin ich mir sicherer: aber es hakt noch etwas bei dem 'ob das Schreiben nach Hören (phonetische Schreibung)' - bildet es so eine Nominalgruppe mit der Präpositionalgruppe untergeordnet?

Auch für Feedback sonst zu meiner Analyse bin ich dankbar - hatte noch nie einen so komplexen Satz mit so viel "Satz im Satz"

Hier seht ihr meinen aktuellen Baum:

https://ibb.co/yQFMZLp

Schön, dass ich helfen konnte! ^^

Bei der Klammer handelt es sich ja um eine Parenthese, deren kennzeichnende Eigenschaft ist, dass sie eben nicht in die syntaktische Struktur des Matrixsatzes eingebettet ist. Mir ist eine Parenthese bisher noch nicht in einer Konstituentenanalyse begegnet und ich kenne keine Konvention dazu. Da die Parenthese hier ja eine Paraphrase des vorangehenden Begriffs anbietet, würde ich es nach meinem Gefühl in die gleiche Nominalgruppe einordnen. Das würde genauso aussehen wie in Deinem Bild, nur dass ich das Ganze nicht „S“, sondern „NGr“ nennen würde.

Der Relativsatz, den ich in meiner vorigen Antwort aufgedröselt habe, gehört zur gleichen Nominalgruppe, denn er ist ein Attribut.

Der Schlussteil des Satzes (zu schlechteren Rechtschreiberkenntnissen führt) ist eine Fortführung des mit ob eingeleiteten Nebensatzes und nicht des Matrixsatzes.

So könnte das Ganze dann aussehen. Ich benutze hier wieder die Konvention für Verbalgruppen, die mir bekannt ist; übersetz das einfach für Dich.

   

Es ist wichtig, bei einer Konstituentenanalyse immer zuerst zu überlegen, welcher Teil welchem untergeordnet oder nebengeordnet ist. Dabei kann helfen, die Satzteile zu vereinfachen, z. B. so:

Auf diese Weise wird untersucht, ob es [das Schreiben nach Hören (phonetische Schreibung), das in nahezu allen Ländern in den ersten beiden oder gar drei Schuljahren der Grundschule üblich ist,] zu schlechteren Rechtschreiberkenntnissen führt. 

Hilft das weiter? (:

LG
Yaouoay

Korrektur zu meinem Diagramm: „Auf diese Weise“ ist ein Adjunkt, kein Komplement, weshalb es nicht zu VGr1 gehört, sondern einen eigenen, dritten Abzweig von S1 bildet.

Hallo nochmal!

Ich habe mit einem Dozenten von mir gesprochen und er meinte, es wäre üblicher, den Satz wie folgt zu analysieren:

   

Es wird von der Nebensatzstellung ausgegangen (SOV), da es wohl am einfachsten ist, jede andere Satzstellung von dieser abzuleiten, und die Konstituenten werden entsprechend durch Platzhalter (tₓ) dort eingefügt, wo sie in einem Nebensatz zu finden wären. Der jeweilige Index verweist auf die Konstituente, die an der entsprechenden Stelle zu finden ist:

• t₁ ist die Präpositionalgruppe Auf diese Weise.
  
• t₂ ist das finite Verb wird, das in Nebensatzstellung nach untersucht stehen würde (…, dass […] untersucht wird)
  
• t₃ ist der Nebensatz, der mit ob eingeleitet wird. „KGr“ steht dabei für „Komplementierergruppe“ (und „K“ entsprechend für „Komplementierer“). Ein Nebensatz wäre zwar nicht wohlgeformt, wenn an der Stelle von t₃ der ob-Satz eingefügt würde:
  
  ?…, dass auf diese Weise, ob das Schreiben nach Hören […] zu schlechteren Rechtschreiberkenntnissen führt, untersucht wird
  
  Aber da eine Nominalgruppe diese Stelle durchaus einnehmen würde (…, dass auf diese Weise die Fragestellung untersucht wird), wird der Baum so konstruiert. Das ist eine Konvention wie jede andere auch und es kann über die Sinnhaftigkeit gestritten werden, aber so würde es wohl üblicherweise gehandhabt. Vielleicht sollten t₁ und t₃ in dem Diagramm getauscht sein, da die Satzstellung sonst nicht für Pronomen funktionieren würde (?…, dass auf diese Weise es untersucht wird), aber so hatte der Dozent es mir gezeigt.
  

Bei der Nominalgruppe den ersten beiden oder gar drei Schuljahren war sich mein Dozent unsicher. Eine Möglichkeit wäre wohl, sie als zwei durch oder gar koordinierte elliptische Nominalgruppen zu analysieren. Die geschweiften Klammern stehen in meinem Diagramm für Durchstreichung, das wären die ausgelassenen Wörter:

den ersten beiden Schuljahren oder gar den ersten drei Schuljahren

Wie oder gar zu zerlegen ist, wusste er auch nicht. (Die Abkürzung „KGr“ im Diagramm an dieser Stelle soll nicht für „Komplementierergruppe“ stehen, sondern für „Konjunktionalgruppe“.)

Liebe Grüße
Yaouoay

Ich will niemandem zu nahe treten, aber eine oberflächennahe Repräsentation der Syntax (da nicht-binär) zusammen mit der Annahme von Spuren ist doch eher ungewöhnlich. Die Annahme von Spuren ist ja nur in explanativen Grammatiken notwendig, die einen Satz aus einer bestimmten Grundstruktur heraus erklären wollen und wo eine bestimmte Abfolge von Derivationsschritten notwendigerweise eingehalten werden muss, bspw. Tempusmarkierung bei Verben, nachdem die Valenz (exklusive der Beziehung zum Subjekt) abgearbeitet wurde.

Viele Grüße
PeterSilie