Synkretismen heist ganz allgemein Formgleichheit bei Bedeutungsunterscheidung. Das heist, wenn du zwei Formen hast, die gleich aussehen, aber (oberflächlich) eine andere Bedeutung codieren, hast du einen Synkretismus.
Beispielsweise bilden die Verbformen der 1. Person Plural und die der dritten Person Plural systematische Synkretismen im Deutschen, da diese immer gleich aussehen (wir/sie V-en). Bei Nomen gibt es das gleiche, etwa bei „Planet“ bilden die die Genitiv-, die Akkusativ-, die Dativ- und alle Pluralformen Synkretismen, da sie alle „Planeten“ heißen. Bei anderen Nomen gibt es entsprechend den Flexionsklassen Synkretismen bezüglich anderer Kasus, etwa „Mann“:
Nom:
Mann-ø /
M-ä-nn-er
Akk:
Mann-ø /
M-ä-nn-er
Dat:
Mann-ø / M-ä-nn-er-n
Gen Mann-es /
M-ä-nn-er
Bei diesem Wort kommt es zu Synkretismen zwischen Nom/Akk/Gen-Plural (die/die/der
Männer) sowie zwischen Nom/Akk/Dat Singular (der/den/dem
Mann), wenn man die obsolete Form „Mann-e“ für Dativ mal ignoriert.
Kasussynkretismen sind nun speziell Formen, bei denen systematisch
alle Formen zweier bestimmter Kasus zusammenfallen, so dass wir diese beiden Kasus nun (morphologisch) nicht mehr unterscheiden können. Ein Beispiel dafür wäre der Vokativ, also der „Anredekasus“, der im Laufe der letzen paar hundert Jahre mit dem Nominativ zusammengefallen ist, auch wenn man syntaktisch und semantisch immer noch zwischen einem „Anrede-Nominativ“ und einem „Satz-Nominativ“ unterscheiden könnte.