Es gibt doch keine Konjunktionen, die einen V1-Nebensatz einleiten.
Das habe ich ja gar nicht gesagt. Die Protasis besetzt ja das Vorfeld. Bei der Apodosis handelt es sich in jedem Fall um einen Satz mit V2-Stellung. Und Nebensatztypen mit V2-Stellung gibt es ja mehrere.
Abseits eines solchen wenn-dann-Konditional-Ersatzes ist "dann" außerdem durchaus mittelfeldfähig:
"Ein Wort ist schlecht. Der Klang ist dann schlecht."
"Ein Wort ist schlecht. Dann ist der Klang schlecht."
Ich denke nicht, dass Deine Beispiele die gleiche Intention wie die Originalbeispiele haben. Abgesehen davon, dass Deine Erstsätze V2-Stellung aufweisen, ist bei Mittelfeldstellung auch kein konditionaler bzw. konsekutiver Bezug zwischen Erst- und Zweitsatz mehr möglich. Es bleibt nur noch ein rein temporaler Bezug (aus dem die kausalen Relationen übrigens entstanden sind). Roßdeutscher & von Stutterheim (2006; Linguistische Berichte 205) differenzieren die rein temporale und die konditionale/kausale/konsekutive Lesart von
dann sogar an seiner Stellung. Temporales
dann stehe immer im Mittelfeld und die anderen Lesarten immer im Vorfeld.
Konstruktionen wie
"Ist ein Wort schlecht, ist ihr Klang dann schlecht."
sind zwar keine Standardformulierungen, grammatisch dennoch durchlässig:
Das mag sein, dass Du das so empfindest. Ich habe da ein anderes Akzeptabilitätsurteil. Da müsste man mal ein paar Probanden drüberschauen lassen - siehe auch unten.
Angenommen, es ist hier ein Konjunktionaladverb – dann wäre es im Falle des dann-Konditionals als Korrelat einfach an die erste Stelle gerutscht.
Dieses Idiom hätte sich in dieser Form erhalten, weshalb "dann" nicht im Mittelfeld akzeptiert wird.
Dagegen spricht allerdings, dass "so", womit "dann" ausgetauscht werden kann, in oben genannten Beispielen nicht mittelfeldfähig ist.
Na klar,
so hat auch keine temporale Interpretation!
Im Duden 9 (Richtiges und gutes Deutsch, 2011) steht auf Seite 586/587 unter Konjunktion:
Die Verbindung nebengeordneter Sätze kann aber auch durch bestimmte Adverbien erfolgen, die an die Spitze des zweiten Satzes treten. […]:
Petra will Ärztin werden. Sie studiert deshalb Medizin.
Petra will Ärztin werden. Deshalb studiert sie Medizin.
Neben deshalb sind hier zu nennen:
außerdem, besonders, dagegen, daher, dann, darum, dennoch, deshalb, folglich, insofern, sonst, trotzdem
Als Adverbien mit ähnlichen Eigenschaften wie Konjunktionen werden sie auch Konjunktionaladverbien genannt.
Schon richtig. Der Duden schweigt sich hier aber aus, in welcher semantischen Relation
dann als Konjunktionaladverb auftritt. Konstruiert man sich ein passendes Beispiel, sieht man, dass nur die temporale Lesart mit Mittelfeldstellung geht:
Petra beendete im Mai 2005 ihr Medizinstudium. Dann ging sie für drei Jahre nach Rom.
[...] Sie ging dann für drei Jahre nach Rom.
die konditionale aber nicht:
Studierte Petra nur etwas schneller, dann könnte sie für drei Jahre nach Rom.
*Studierte Petra nur etwas schneller, sie könnte dann für drei Jahre nach Rom.
Wie gesagt, die konditionale Lesart ist strikt an V1-Stellung der Protasis gebunden.
Gruß
PeterSilie