Hallo Zretus,
ich kann zugegebenermaßen nicht aus der Insiderperspektive einschätzen, wie der Markt für Literaturübersetzungen Koreanisch → Deutsch aussieht, aber besonders groß dürfte der nicht sein. Das heißt dann in logischer Konsequenz, dass die wenigen Aufträge vermutlich von den wenigen ÜbersetzerInnen heftig umkämpft sind und da setzen sich erfahrungsgemäß öfter diejenigen durch, die bereits Referenzen vorweisen können: einerseits vorherige Arbeiten, andererseits einen Abschluss oder ein Zertifikat o.ä.
Aus Sicht eines Verlages wäre es ein ziemlich unkalkulierbares Risiko, beispielsweise eine Romanübersetzung in Auftrag zu geben, wenn sich überhaupt nicht absehbar ist, in welcher Qualität diese abgeliefert wird. Bei anderen Übersetzungarbeiten, die für Freischaffende so anfallen, mag man mitunter Glückstreffer landen und z.B. mit einem günstig(er)en Preis auch als Amateur einen Auftrag bekommen. Wenn aber ein Verlag sich dazu entscheidet, eine Literaturübersetzung in Auftrag zu geben, dann hat da bereits jemand im Marketing durchgerechnet, dass sich das fertige Buch auch verkaufen lässt und sich die Kosten der Herstellung inklusive der Übersetzung sich wahrscheinlich amortisieren. Damit sind die Kosten bei der Auftragsvergabe allerdings nicht mehr in dem Maße ausschlaggebend, wie z.B. bei der Übersetzung eines Geschäftsbriefes oder einer Geburtsurkunde.
(14.04.2019, 23:17:17)Zretus schrieb: Ich habe mich ein bisschen erkundigt, aber scheint man ja dafür unbedingt ein Studium zu brauchen, wenn man davon leben möchte?!
Wie gesagt, ich bin kein Experte in dem Bereich und kenne den Markt nicht von innen. Aber so weit ich weiß können längst nicht alle, die dort tätig sind, ausschließlich vom Literaturübersetzen leben. Das mag vielleicht noch in den Sprachkombinationen gehen, wo besonders viele Übersetzungen anfallen, also vor allem Englisch, Französisch und Spanisch, in geringerem Maße eventuell auch Japanisch. Alles andere sind "Exoten", die nicht oft genug Aufträge bringen dürften, dass man davon ein halbwegs verlässliches Einkommen hat.
Die wenigen LiteraturübersetzerInnen, die ich kenne, sind allesamt FreiberuflerInnen und übersetzen neben Belletristik oder Comics eben auch Gebrauchstexte und Dokumente oder bieten andere sprachbezogene Dienstleistungen an.
Beim Übersetzen von Dokumenten allerdings wird oftmals eine Beglaubigung benötigt, d.h. der/die ÜbersetzerIn bestätigt an Eides Statt, dass die Übersetzung korrekt und vollständig ist. Das geschieht mit einem besonderen Stempel, dessen Abdruck bei einem Gericht (je nach Bundesland unterschiedlich, welches, meistens OLG) hinterlegt ist, wenn man als ÜbersetzerIn beeidigt und bestallt ist. Dies wiederum setzt in den meisten Sprachkombinationen einen einschlägigen Studienabschluss voraus, ansonsten aber mindestens das Bestehen einer entsprechenden Fachprüfung. Und ganz ehrlich, da sehe ich für Quereinsteiger und Amateure wenig Chancen, das weiß ich auch aus eigener Erfahrung mit einer anderen selten angebotenen Sprache. Für Koreanisch gibt es diese Prüfung anscheinend nur in Hamburg oder Darmstadt,
siehe hier. Von der verlinkten Seite aus kannst Du auch durchklicken und schauen, wann und unter welchen Voraussetzungen solche staatlichen Fachprüfungen möglich sind. Danach kannst Du vielleicht selbst einschätzen, ob dieser Weg für Dich gangbar ist.
Aber:
(14.04.2019, 23:17:17)Zretus schrieb: (wenn dann literarisch, da ich fast gar nicht mit Menschen kommunizieren kann)
Was genau muss ich mir darunter vorstellen, wenn ich fragen darf?
Wie stellst du Dir das Arbeitsleben als Literaturübersetzer vor? Wie kommst Du an Aufträge? Wie handelst Du einen Vertrag aus? Wie recherchierst Du über Details, Hintergründe, Zweifelsfälle? All dies erfordert mehr oder weniger intensive Kommunikation mit anderen Menschen, sowohl direkt als auch indirekt, mündlich wie schriftlich.
Im Rahmen einer z.B. Romanübersetzung wird man nicht weniger mit anderen, nicht zuletzt den Auftraggebern, kommunizieren müssen, als bei anderen Aufträgen auch.
Was eventuell interessant sein könne für Dich: Streamingdienste brauchen oft Übersetzungen in Form von Untertitelungen. Bei manchen kann man sich auch ohne Fachstudium o.ä. einfach bewerben, liefert eine Arbeitsprobe ab oder macht eine Probezeit bzw. Schulung mit. Hier ist ein Quereinstieg oft leichter möglich.