Hallo,
ich würde mal sagen, dass es hier wichtig ist, die Pragmatik genau mit einzubeziehen. Denn hier ist das ganz davon abhängig, welcher Kontext vorliegt, welche Beziehung die Sprecher haben, was der Inhalt ist und wie die Frage gestellt ist.
Guckt man sich im Deutschen konkrete Situationen an, sieht man, dass dieser Antworttyp genauso möglich ist. Vor allem bei Bestellungen durch eine Servicekraft, passiert es rejell schnell mal, dass man auf eine binäre Option mit "Ja" antwortet und die erste Option meint. Mal führt das zu einer komödiantischen Metaanalyse, aber genauso oft wird es als Wahl der ersten Option gesehen. (Meine Erfahrung, andere mögen mir widersprechen.) Genauso kann es auch sein, dass man nur aus Nettigkeit eine zweite Option anbietet, um weniger fordernd zu klingen. Dann wird ein einzelnes "Ja" als die Bestätigung verstanden. Man kann die Frage auch stellen, dass durch die Formulierung deutlich ist, welcher Bestandteil eigentlich gefragt wird, und der zweite Teil erfüllt eine andere Funktion, z. B. "Willst du nun mitkommen ins Kino oder bleibst du zuhause?" - "Ja, okay." Hier würde mit dem zweiten Teil eine Unterstellung vorgenommen, man würde ja nie das Haus verlassen oder sei faul.
Man könnte genauso andersrum schauen, wieso eigentlich ein/e Sprecher/in die eigentlich gewünschte, erwartete, logische oder häufigste Antwortoption immer als erstes Glied kodiert. In Sätzen, in denen es andersrum wäre, würde man es wahrscheinlich durch Intonation overt markieren. Wenn beide Optionen gleichrangig offen sind, würde man es wahrscheinlich fakultativ auch oft durch eine Intonationskurve auf dem koordinierenden Teil markieren: "Willst du ins Kino gehen oooooder willst du in den Park gehen?"
Ich würde das nur mal so sagen, dass man sich auch immer die rejelle Pragmatik angucken müsste und wie Leute solche Fragen in konkreten Situationen umsetzen. Es kann sein, dass manche Sprachen das weiter kodiert haben und eine binäre Antwort die gängige Antwort ist. Vielleicht müsste man dann schauen, wie in den Sprachen geantwortet wird, wenn beide Elemente gleichermaßen offen oder möglich sind und keines davon erwartet oder gewünscht wird.