Hallo Karin, ich habe jetzt mal einen halben Meter Linguistik-Wörterbücher abgegrast. In keinem der verwendeten Büchlein steht explizit, dass Homographen (oder Homonyme) aus derselben Sprache sein müssen. Die jeweils gegebenen Beispiele sind aber durchweg aus jeweils einer Sprache, mit den wenigen Ausnahmen, wo Lehnwörter sich in das System der jeweils betrachteten Sprache eingeschlichen haben, z.B. Dt.
Montage ([-tɑːgə] vs. [-tɑːʒə], oder Au'gust (Monat) vs. 'August (Name) usw.Homographe werden innereinzelsprachlich dahingehend charakterisiert, dass bei einer Bedeutungsverschiedenheit (aus welchen Gründen auch immer) eine Gleichschreibung vorliegt. Bedeutung ist aber etwas, was man eigentlich nur innereinzelsprachlich vergleichen bzw. sinnvoll von einander abgrenzen kann. Auch die Regeln der Schreibung sind (mit der Ausnahme einiger Lehnwörter) innereinzelsprachliche Regeln. Unorthographische Schreibungen wollen wir aber lieber nicht mit aufnehmen, da das sonst bodenlos wird.
Deine Beispiele sind aus zwei Gründen Sonderfälle:
- Sie sind homograph, da sie eine gemeinsame Wortbiographie haben. Student ist sowohl im Deutschen wie im Englischen ein Lehnwort. Agent ist es auch in allen Beispielsprachen.
- Sie sind nicht bedeutungsverschieden, wie es innereinzelsprachliche Homographe (notwendigerweise) sind.
Es gibt ja auch andere mehrsprachige Wortpaare wie z.B. dt.
(ich) bat vs. engl.
bat, dt.
(ich) furze vs. engl.
furze (*scnr*), dt.
mal vs. frz.
mal, usw., die wirklich bedeutungsverschieden sind und insofern die Kriterien besser erfüllen.
Du wirfst zu Recht die Frage der Groß-/Kleinschreibung auf. Streng genommen ist die zwangsweise Substantivgroßschreibung des Deutschen da ein Hemmnis und insofern sind z.B.
essen vs.
Essen keine Homographe. Wenn dies innersprachlich schon gilt, müsste es sprachübergreifend auch gelten. Wenn nicht, gibt es natürlich noch viel mehr Beispiele: dt.
Mist vs. engl.
mist, dt.
Bad vs. engl.
bad, usw.
Ich würde also grundsätzlich den Begriff
Homographie nicht auf Deine Beispiele anwenden wollen, auch nicht auf das englisch-polnische Paar.
Was sich als Terminus anbte wäre ein Begriff, der eine analoge, gleichartige Schreibung bezeichnet, ohne die Identität zu implizieren, wie es das Konfix {homo-} ja tut. Insofern würde ich vorschlagen, Deine Beispiele
Isographen zu nennen. (OK,
Isographie gibt es schon für etwas anderes, aber das ist inhaltlich weit genug weg, um nicht für Verwirrung zu sorgen.)