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Alarich > 16.02.2012, 14:41:29
thf > 16.02.2012, 15:26:34
(16.02.2012, 14:41:29)Alarich schrieb: [...] den Donner und eine "germanische" Gottheit "Donar". Gibt es dazu lingustisch weitreichendere Verbindungen?Hinter 'Donar' steckt derselbe, in vielen altermanischen Sprachen auffindbare, Gott wie beispielsweise auch altnordisch 'Þórr'/'Thor'. Bedenkt man, dass 'Thor' neben seiner Beschäftigung als Sohn von 'Oðinn'/'Odin'/'W(u)otan' und Riesentöter ja auch als Donnergott fungierte, wird die Verbindung zu 'Donner' unmittelbar klar. 'Donnerstag' heißt im Dänischen noch heute transparent 'Torsdag'.
janwo > 17.02.2012, 13:13:01
(16.02.2012, 14:41:29)Alarich schrieb: Wenn es mir erlaubt ist, möchte ich mich hin und wieder gern und meistens spontan weiterhin mit euch Experten austauschen, auch wenn meinerseits bei weitem nicht alle fachlichen Beiträge zu verstehen sind oder auch verständlicherweise die eine oder andere Antwort ausbleibt.Gut, wenn's zu fachlich wird, kann ich das nachvollziehen. Aber wir versuchen ja schon, es auch laientauglich auszudrücken. Und wann immer uns das nicht gelingt, frag bitte nach! Du bist dann sicher nicht der einzige Leser, an dem wir vorbei geredet haben. Gib uns die Chance, das aufzuklären, sonst ist der Thread hier vergebliche Mühe für alle Beteiligten.
(16.02.2012, 14:41:29)Alarich schrieb: Nebenbei vielleicht erwähnensenswert, wenn auch nicht wirklich schön: Beim Wort "Abschied" fiel mir heute gleichzeitig "Ab-Shit" ein.Ha! Und jetzt hast Du einen Glückstreffer gelandet: scheiden/abscheiden/Abschied und scheißen (und engl. shit) sowie Scheit, Scheitel und Skat haben tatsächlich einen gemeinsamen Wortursprung.
(16.02.2012, 14:41:29)Alarich schrieb: Sind sehr viele Worte aus sogenannten slavischen Sprachen verwandt und verwandelt mit ähnlichen bis unterschiedlichen Bedeutungen auch in der deutschen Sprache wiederzufinden? Erstmal ein vielleicht nicht unbedingt zutreffendes Beispiel:
Bei "до свидания" (Auf Wiedersehen) ist das deutsche Wort "dann" herauszuhören, welches ebenfalls in die Zukunft weist. Ist das etwa nur Zufall? Dann gibt es u.a. Flüsse mit dem Namen "Don", den Donner und eine "germanische" Gottheit "Donar". Gibt es dazu lingustisch weitreichendere Verbindungen?
(04.01.2012, 21:40:01)Mindaugas schrieb: Etymologie funktioniert nicht, indem man Wörter mit einander in Beziehung setzt, die sich irgendwie ähnlich anhören. Stattdessen ist es wichtig, systematische Beziehungen herzustellen, wobei vor allem regelmäßige lautliche Entwicklungen eine Rolle spielen.
LeaRebecca > 17.02.2012, 13:47:06
Zitat:Ha! Und jetzt hast Du einen Glückstreffer gelandet: scheiden/abscheiden/Abschied und scheißen (und engl. shit) sowie Scheit, Scheitel und Skat haben tatsächlich einen gemeinsamen Wortursprung.
janwo > 17.02.2012, 14:58:08
(17.02.2012, 13:47:06)LeaRebecca schrieb:Zitat:Ha! Und jetzt hast Du einen Glückstreffer gelandet: scheiden/abscheiden/Abschied und scheißen (und engl. shit) sowie Scheit, Scheitel und Skat haben tatsächlich einen gemeinsamen Wortursprung.
Das ist ja grandios. Wobei sich mir die Frage stellt: Was war zuerst da? Der Abschied oder das Ab(/Aus-)scheiden?
thf > 17.02.2012, 15:22:32
(17.02.2012, 14:58:08)janwo schrieb: Letzlich lässt sich alles zurückführen auf eine gemeinsame Bedeutung we 'abspalten, abtrennen'.Soweit ich das richtig in Erinnerung habe, sagte einer meiner Dozenten im (Ur)indogermanischen gab/gibt es zwei Wurzeln für 'trennen/schneiden/unterscheiden/(wissen)', *sk-l (cf. engl. 'skill', awn. 'skilja') und 'sk-r' (cf. lat. 'scire', engl. 'science'). Gehört das, was du meinst zu einer der beiden Wurzeln? (Ich tippe auf Wurzel zwei...)
Alarich > 17.02.2012, 16:21:31
janwo > 17.02.2012, 19:28:45
(17.02.2012, 15:22:32)thf schrieb: Soweit ich das richtig in Erinnerung habe, sagte einer meiner Dozenten im (Ur)indogermanischen gab/gibt es zwei Wurzeln für 'trennen/schneiden/unterscheiden/(wissen)', *sk-l (cf. engl. 'skill', awn. 'skilja') und 'sk-r' (cf. lat. 'scire', engl. 'science'). Gehört das, was du meinst zu einer der beiden Wurzeln? (Ich tippe auf Wurzel zwei...)
Mindaugas > 17.02.2012, 20:13:18
(17.02.2012, 19:28:45)janwo schrieb: Ich würde auf Wurzel drei Tippen, die wie *sk-t aussehen sollte.
Das kann ich nur gerade nicht nachprüfen, weil ich im Zug sitze und da aus nachvollziehbaren Gründen kein etymologisches WB mit mir führe. @Mindaugas, kannst Du das aufklären?
janwo > 17.02.2012, 20:39:09
thf > 19.02.2012, 20:23:21
Alarich > 19.02.2012, 22:38:08
(17.02.2012, 16:21:31)Alarich schrieb: Ist "Torheit" eine negativiert wordene Form von und zu "Thor" (Donar) ? Eine der noch offen gelassen wordenen Fragen, deren Beantwortung "brennend" von Interesse wäre: Was bedeutet das Wort "Goûter" im Zusammenhang "Dôme du Goûter"?Könnten Antworten von euch, z.B. auf diese beiden Fragen von mir, möglicherweise gegen irgendwelche Tabus stoßen?
Mindaugas > 19.02.2012, 23:42:37
(17.02.2012, 16:21:31)Alarich schrieb: Ist "Torheit" eine negativiert wordene Form von und zu "Thor" (Donar) ? Eine der noch offen gelassen wordenen Fragen, deren Beantwortung "brennend" von Interesse wäre: Was bedeutet das Wort "Goûter" im Zusammenhang "Dôme du Goûter"?[/quote]
Alarich > 21.03.2012, 17:47:24
(19.02.2012, 23:42:37)Mindaugas schrieb: Die ahd. Form von "töricht", tusīg, zeigt, dass das r von "Tor" aus älterem s kommt, ein Fall von grammatischem Wechsel, der dazu führte, dass die Verbindung von Grundwort und Ableitung nicht mehr transparent war und tusīg außer Gebrauch geriet. Die niederdeutsche Form dösig ist mit leichter Bedeutungsänderung erhalten.Sehr spannend und interessant. Vielen Dank! Das lasse ich mir erst noch weiter eingehen, obwohl mir in dem Zusammenhang und zu meiner Frage schon wieder weit mehr eingefallen ist, beispielsweise das deutsche Wort "pusten" und auch die ungarische "Puszta".
Vielleicht gehört es mit dem Wort "Dunst" und engl. dust zusammen.
Fernen anschließen kann man griech. θύνω thýnō "stürmen", lettisch dvans "Dampf", aind. dhvasrá- "staubig". Damit ist die zugrundeliegende Wurzel *dhus- mit einer Bedeutung in Richtung von "unklar, undurchsichtig (sein)".
Thor ist eine Übernahme der altnordischen Form, auf (hoch)deutsch lautet die entsprechende Form "Donner" und letztlich wohl onomatopoetisch.
Die germanische Form kann man als *þunra- rekonstruieren, mit -nr zu -rr im Altnordischen (þórr). Außergermanische Anschlüsse sind lat. tonāre "donnern", aind. tanyú- "donnernd", stánati "donnern". Dies lässt ein indogerm. *(s)ten- ansetzen.
(17.02.2012, 16:21:31)Alarich schrieb: Was bedeutet das Wort "Goûter" im Zusammenhang "Dôme du Goûter"?
burlupar > 21.03.2012, 19:15:16
(21.03.2012, 17:47:24)Alarich schrieb: Zu der fiel noch ein b.z.w. auf:
empfingst - Pfingsten
führst - Fürst
em-pf-ingst und führ-st zusammen genommen und gekürzt erinnert widerum an das wohl sehr alte fränkische "pfürdi" (entspricht heutzutage etwa einem Hallo)