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Alarich > 28.12.2011, 09:03:51
LeaRebecca > 28.12.2011, 10:28:57
Alarich > 28.12.2011, 13:08:22
(28.12.2011, 10:28:57)LeaRebecca schrieb: Ich würde eher sagen, der Morgen ist ein Teil des Tages im Kontrast zur Nacht:Schön. Gäbe es hier noch mehr fachliche Antworten, beispielsweise zur Themafrage?
[Kalendertag [Tag [Morgen] [Mittag] [Nachmittag] [Abend]] [Nacht]]
Zitat:Sie rechnen nicht nach Tagen, sondern nach Nächten. Nach Nächten setzten sie die Termine für Versammlungen und Verabredungen fest; denn nach ihrer Auffassung geht die Nacht dem Tage voran.An dem Wort "Weihnachten" ist das beispielsweise noch deutlich zu erkennen.
Zitat:Daher werden auch Aussagen wie „Acht geben“ oder be„acht“en im tatsächlichen Wortsinn verständlich. Besondere Bedeutung erhält hierbei das Zahlwort Neun, das in allen indoeuropäischen Sprachen den Wortstamm „neu“ beinhaltet und somit die Zahl 8 als Ende einer Zählreihe definiert.http://www.weltwunder-himmelsscheibe.de/...zezeit.pdf
janwo > 28.12.2011, 14:17:37
(28.12.2011, 13:08:22)Alarich schrieb:(28.12.2011, 10:28:57)LeaRebecca schrieb: Ich würde eher sagen, der Morgen ist ein Teil des Tages im Kontrast zur Nacht:Schön. Gäbe es hier noch mehr fachliche Antworten, beispielsweise zur Themafrage?
[Kalendertag [Tag [Morgen] [Mittag] [Nachmittag] [Abend]] [Nacht]]
(28.12.2011, 09:03:51)Alarich schrieb: Wäre demnach der Morgen deutschsprachig auch bekannt als moyen etwa die Mitte zwischen Nacht und Tag?daneben liegt. Das germanische Erbwort, aus dem nhd. Morgen geworden ist, hat keine romanischen Entsprechungen und ist auch nicht von dort her beeinflusst.
(28.12.2011, 13:08:22)Alarich schrieb: Schon Tacitus schrieb in der Germania über die Germanen:Ja. Das ist aber auch nicht ungewöhnlich Das findet sich in vielen, z.B. den orientalischen, Kulturen auch heute noch, so auch in der jüdischen und islamischen Zeitrechnung (siehe nur Sabbatbeginn oder Fastenzeiten).Zitat:Sie rechnen nicht nach Tagen, sondern nach Nächten. Nach Nächten setzten sie die Termine für Versammlungen und Verabredungen fest; denn nach ihrer Auffassung geht die Nacht dem Tage voran.An dem Wort "Weihnachten" ist das beispielsweise noch deutlich zu erkennen.
(28.12.2011, 13:08:22)Alarich schrieb: Zur vermutlich früheren 8 Tage-Woche, die zusammen gefasst anders als jeder einzelne Tag auf Kalendern symbolisch besonders markiert wurde, beispielsweise durch einen runden Kreis oder vormaligem Achteck, anstatt Strich:Das Zitat stimmt so nur eventuell und garantiert nicht uneingeschränkt. In manchen Sprachen, vor allem der slawischen Unterfamilie, ist das Wort für '9' nicht auf 'neu' basiert sondern eine Ableitung von '1' (i.S.v. 'eins weniger als 10') oder '10'.Zitat:Daher werden auch Aussagen wie „Acht geben“ oder be„acht“en im tatsächlichen Wortsinn verständlich. Besondere Bedeutung erhält hierbei das Zahlwort Neun, das in allen indoeuropäischen Sprachen den Wortstamm „neu“ beinhaltet und somit die Zahl 8 als Ende einer Zählreihe definiert.http://www.weltwunder-himmelsscheibe.de/...zezeit.pdf
(28.12.2011, 13:08:22)Alarich schrieb: Nacht und Tag sind also zumindest kalendarisch als ein Ganzes zu betrachten.Ja. Mir ist keine Zeitrechnung bekannt, die beides als alternierende, selbstständige Entitäten behandelt.
(28.12.2011, 13:08:22)Alarich schrieb: Ergäben also beide Worte, Nacht und Tag, wieder in der ursprünglichen Reihenfolge aneinander gefügt N„acht“ag, N„acht“eck oder auch N„acht“egg?Nö. Das ist Volksetymologie oder Etymogelei an der Grenze zum Unsinn. Die Wörter Nacht, acht und Acht (weder i.S.v. 'Aufmerksamkeit'; noch i.S.v. 'Ächtung') stehen in keinem etymologischen Zusammenhang sondern haben sich mehr oder minder zufällig zu derart ähnlich bis gleich klingenden Wörtern entwickelt.
Alarich > 02.01.2012, 10:50:18
janwo > 02.01.2012, 15:19:49
(02.01.2012, 10:50:18)Alarich schrieb: Deshalb bleibt dazu meine kurze und knappe Antwort "schön" von mir auch wirklich gut und nicht etwa ironisch schlecht gemeint.OK. Das kam bei mir etwas ruppiger an, als Du es wohl gemeint hattest.
(02.01.2012, 10:50:18)Alarich schrieb: Bei meinen Betrachtungen zu Erklärungen urspünglicher Herkunft und Bedeutung der Worte Scham und schämen bin ich vor einiger Zeit auf das bekannte polnische Wort Zemia mit der aktuellen Bedeutung Erde gestoßen, obwohl das Wort Scham laut Gebrüder Grimm ausserhalb des Germanischen im Dunkeln läge. (...)
Welche fachlichen Antworten gäbe es dazu?
Mindaugas > 02.01.2012, 22:44:14
(02.01.2012, 15:19:49)janwo schrieb: Das /i/ in zemia beispielsweise war sprachhistorisch ziemlich sicher mal ein /l/ (vergleiche die korrespondierenden Wörter in anderen slaw. Sprachen), und schon passt das schöne gezeichnete Bild nicht mehr.
janwo > 03.01.2012, 01:05:47
(02.01.2012, 22:44:14)Mindaugas schrieb: Ob "neun" wirklich "neu" enthält oder es sich um Homonymie handelt, ist meines Wissens nicht zufriedenstellend geklärt, eine These ist auch, dass man Finger gezählt hat, zwei mal vier Finger und dann wieder "neu".
thf > 03.01.2012, 14:03:50
(03.01.2012, 01:05:47)janwo schrieb: Wenn man mal ganz allgemein-sprachvergleichend schaut, ist diese Hypothese nicht völlig unplausibel. Viele (körperzahlbasierte) Zählsysteme sind ja früher oder später "dezimalisiert" worden.Meinst du mit körperzahlbasiert solche "Body-Part Counting" Systeme wie im Kobon?
Alarich > 03.01.2012, 14:39:12
(02.01.2012, 15:19:49)janwo schrieb: Vor allem im "Kluge" und im "Pfeifer" stehen oft auch Angaben zu vergleichbaren Wörtern in den verwandten Sprachen. Die Grimms in allen Ehren, aber seit deren Wörterbuch hat es auch schon einige Fortschritte im Wissensstand gegeben, z.B. dass schämen letztlich wohl auf die indoeuropäische Wurzel *kem- 'verhüllen, verbergen' zurück geht, der wir auch das Hemd verdanken.Eure Beiträge entlocken mir Respekt und Symphatie, insbesondere weil darin kenntnisreich freiheitlich eigenes Bemühen und Forschen deutlich erkennbar sind. Selbständig nutze ich nur online und kostenlos verfügbare Quellen, wie beispielsweise wiktionary oder woerterbuchnetz. Zum polnischen Wort ziemia mit der aktuellen Bedeutung Erde und "dass schämen letztlich wohl auf die indoeuropäische Wurzel *kem- 'verhüllen, verbergen' zurück geht, der wir auch das Hemd" zu "verdanken" haben, kamen mir folgende Gedanken in den Sinn: Sinngemäß sind das Verhüllen und Verbergen (schämen - indoeuropäische Wurzel *kem-r) nicht so weit von Erde entfernt, Verbergen z.B. nicht nur bei Bestattungen unter, auch zum Schutz hinter, vor oder auf Berg-Erdhügel kommen. Auch Material für Kleidung kommt aus, unter und auf Erde daher und dahin. Welche fachliche Sicht gäbe es zu meinen obigen Ausführungen hinsichtlich dem Wort sonderbar?
Mindaugas > 03.01.2012, 17:40:10
(03.01.2012, 01:05:47)janwo schrieb:(02.01.2012, 22:44:14)Mindaugas schrieb: Ob "neun" wirklich "neu" enthält oder es sich um Homonymie handelt, ist meines Wissens nicht zufriedenstellend geklärt, eine These ist auch, dass man Finger gezählt hat, zwei mal vier Finger und dann wieder "neu".
Ja, die Hypothese findet sich wohl auch bei Pfeifer erwähnt. Im etym. WB der französischen Sprache von Gamillscheg wird neuf als Homophon geführt mit zwei separaten Verweisen ('neun' aus lat. novem; 'neu' aus lat. novus) auf das Vergleichende etymologische Wörterbuch der romanischen Sprachen (Meyer-Lübke). Ein lateinisches etymologisches WB habe ich leider nicht zur Hand, ebensowenig wie entsprechende EWB anderer Unterfamilien. :(
Wenn man mal ganz allgemein-sprachvergleichend schaut, ist diese Hypothese nicht völlig unplausibel. Viele (körperzahlbasierte) Zählsysteme sind ja früher oder später "dezimalisiert" worden.
(03.01.2012, 14:39:12)Alarich schrieb: Zum polnischen Wort ziemia mit der aktuellen Bedeutung Erde und "dass schämen letztlich wohl auf die indoeuropäische Wurzel *kem- 'verhüllen, verbergen' zurück geht, der wir auch das Hemd" zu "verdanken" haben, kamen mir folgende Gedanken in den Sinn: Sinngemäß sind das Verhüllen und Verbergen (schämen - indoeuropäische Wurzel *kem-) nicht so weit von Erde entfernt, Verbergen z.B. nicht nur bei Bestattungen unter, auch zum Schutz hinter, vor oder auf Berg-Erdhügel kommen. Auch Material für Kleidung kommt aus, unter und auf Erde daher und dahin.
janwo > 03.01.2012, 22:30:25
(03.01.2012, 14:03:50)thf schrieb: Meinst du mit körperzahlbasiert solche "Body-Part Counting" Systeme wie im Kobon?
Andernfalls läge hier ja sonst eine ziemlich ungewöhnliche Basis vor.
(03.01.2012, 17:40:10)Mindaugas schrieb: Das Material ist aber sehr dünn, damit sind diese Rekonstruktionen meiner Ansicht nach doch ziemlich spekulativ.Genau zu diesem Schluss kommt auch Pfeifers etymologisches Wörterbuich.
Mindaugas > 03.01.2012, 22:34:25
Alarich > 04.01.2012, 19:40:38
(03.01.2012, 22:34:25)Mindaugas schrieb: Die Etymologie des Wortes "Sonne" ist nicht ganz einfach (Stichwort "Laryngalmetathese").
Noch im Germanischen gibt es ein Nebeneinander von n- und l-haltigen Formen:
Althochdeutsch, altsächsisch, altnordisch sunna, altenglisch, altfränkisch sunne, gotisch sunno weisen auf urgermanisch *sunnō.
Daneben haben gotisch sauil, altnordisch sól, altengl. sygil l und lassen sich schlecht auf eine einheitliche Vorform zurückführen.
Weitere Formen mit l sind klassisch griech. ἥλιος hēlios, episch ἠέλιος ēélios (urgriechisch hāwelios), litauisch sáulė, lateinisch sōl, altkirchenslavisch slъnьce, und, mit dem Wandel l zu r, altindisch sūrya- und suvar-.
Avestisch zeigt mit dem Nominativ huuarə und Genitiv xvəng, dass es sich ursprünglich um ein heteroklitisches Wurzelnomen gehandelt hat, also Nom. *suh2el, Genitiv *suh2en-s (vgl. Hoffmann/Forssman, Avestische Laut- und Flexionslehre 2. Aufl.)
Das Problem ist, dass manche Sprachen (Altindisch) auf *suh2l- weisen, andere (Griechisch, Baltisch) hingegen auf *sh2ul-, sich also keine klare Wurzel rekonstruieren lässt, ebensowenig wie die genaue Stammbildung.
Zitat:Das Wort achter stammt aus dem Niederdeutschen und entspricht dem englischen after („hinter“), das im Neuhochdeutschen untergegangen, aber mundartlich heute noch in vielen Verbindungen gebräuchlich ist.
Mindaugas > 04.01.2012, 21:40:01
(04.01.2012, 19:40:38)Alarich schrieb: Darauf gekommen bin ich über das verschiedlich gesprochene Wort "Salut, Soliut, ...) darin ich naja sowohl "sól" als auch "luna" gewahre, die beide zugleich angesprochen b.z.w. begrüßt werden.
Zitat:Zum Wort "Acht" als Zahlwort und möglicherweise vormaliges Ende der Acht Tage Kalenderwoche anzusehen, enthalten auch in der Redewendung Acht geben, ächten und Nacht, wäre da auch das Wort Achtern einzeln bis zugehörig mit zu berücksichtigen?
http://de.wikipedia.org/wiki/Achtern
Zitat:Das Wort achter stammt aus dem Niederdeutschen und entspricht dem englischen after („hinter“), das im Neuhochdeutschen untergegangen, aber mundartlich heute noch in vielen Verbindungen gebräuchlich ist.