Gegenfrage: Was ist der Zweck der Konstituentenanalyse? Mit sprachhistorischen Erwägungen zu argumentieren ist legitim, es kann auch erkenntnisfördernd sein, aber nur wenn es darum geht, die Formen an sich zu erklären. Den "naiven Durchschnittssprecher(inne)n" ist die Geschichte jedoch unbekannt und egal und ihre Intuition kann ganz andere Verwendungsregeln umfassen, als die Ursprünglichen (Stichwort: Reanalyse).
Historisch könnte da eine Schwa-Tilgung eine Rolle gespielt haben,
wenn man davon ausgehen möchte, dass das {-is} Suffix sich an die Infinitivform (auf {-en} endend) angehängt hat (dafür fehlen mir adhoc aber Belege) und nicht unmittelbar an den Verbstamm trat, wie es andere Derivationssuffixe und Kompositionsglieder üblicherweise tun (z.b.
mach+
bar,
Geh+
Stock). Wortbildungen, in denen das Infinitvsuffix erhalten bleibt (
spazieren+
gehen), sind weitaus seltener.
Gegenwartssprachlich und "naiv" würde ich {-nis} ansetzen, zumal es heutzutage (und stets
mit dem fraglichen /n/) auch an Adjektivstämme treten kann, die mangels Infinitivs für den angedachten Tilgungsprozess ja gar nicht zur Verfügung stünden:
Ödnis,
Wildnis,
Besorgnis,
Geständnis,
Fäulnis.