Der Vortrag entstand auf der Basis zweier Masterarbeiten zu Reduplikation, einerseits in Afrika, andererseits in Nord- und Mittelamerika. Ich habe mir ein Convenience Sample aus Sprachbeschreibungen von 100 amerikanischen Sprachen zusammengestellt, die Überlegungen beruhen also auf
Dokulekten, aber bereits auf dieser Grundlage lässt sich ganz ordentlich am WALS Klassifizierungsschema rütteln. Erstens finden sich diverse Sprachen, für die nur PR attestiert ist (z.B. mediale PR in einige Muskogee-Sprachen, CV(:)- in vielen Uto-Aztekischen, usw.), zweitens gilt sehr viel weniger als "TR", wenn man den von mir oben aufgeführten funktionalistischen Blickwinkel ansetzt.
Trotzdem gibt es, wie schon angemerkt, "richtige" TR, und das sogar reichlich. Was ich zeigen möchte, ist, dass Fälle von oberflächlich betrachtet rein formaler TR oftmals so etwas wie koverte PR sind. Das wird deutlich u.a. in den Salish-Sprachen, die eine ungeheuer große Präferenz für CVC Stämme haben, und zudem einen CVC Reduplikanten zur Pluralisierung ansetzen. In den allermeisten Fällen entsteht also eine (formale) TR, vgl. St’át’imcets (van Eijk 1993: 318-319):
s-qʷə́m 'Berg' → s-qʷə́m:~qʷəm 'Berge, Bergkette'
s-ɣap 'Baum' → s-ɣəp:~ɣáp 'Bäume'
(s- Präfix gehört nicht zur Domäne der
red)
aber: s-múɬac 'Frau' → s-məɬ:~múɬac 'Frauen'
Bezüglich der Salish-Sprachen ist außerdem interessant zu bedenken, dass manche Sprachen/Varietäten womöglich nur monosyllabische Stämme haben, andere jedoch auch bi-/polysyllabische. Was also TR in der einen Sprache ist, ist für dieselbe Funktion PR in der anderen, eng verwandten Sprache. Das ist, denke ich, einer der Gründe, die "total" und "partiell" als Klassifizierungskriterien ungünstig machen.