Hallo :)
Das ist zwar nicht so mein Lieblingsthema, aber ich hatte da mal was zu und erzähle mal einfach mal etwas allgemeines, weil ich deine Frage so verstanden hatte. Hoffe dass da für dich nicht zu viele Wiederholungen drin sind.
Das grundsätzliche Problem ist - wie öfters in der Linguistik - dass man auf der einen Seite spontane Sprache haben möchte, andererseits ethische und praktische Aspekte im Weg stehen. Bei uns im Seminar waren deshalb die meisten Sachen entweder aus dem Fernsehen oder Radio (Domian ist zum Beispiel recht beliebt glaube ich ;) ), oder es wurden irgendwelche Verwandten oder Freunde genötigt.
Als
grobes Schema für so eine eigene Untersuchung bietet sich folgendes an (als Variante der normalen Arbeitsweise in der (empirischen) Linguistik):
Literatursuche/Hypothesenbildung
Idealer Weise hat man schon zu Beginn eine Vorstellungen davon, was man herausfinden will, sucht Literatur und bildet ggf. Hypothesen. Mir ist aber zu Ohren gekommen, dass der eine oder andere erst nach Schritt zwei oder drei genau weiß, was er untersuchen will ;) Aber du hast ja schon eine Fragestellung. (Tatsächlich war das Seminar, in dem ich war genau nicht so aufgebaut, sondern eher learning-by-doing, aber ist schrieb ja "grobe Übersicht" ;) )
Datensammlung
Bei dir ist das ja kein Problem, du kannst einfach mitschneiden und hast gleich eine Audiodatei auf dem Rechner. Problematisch sind die ethischen Erwägungen. Wann fragst du, ob du die Leute aufnehmen darfst? Vorher fragen (moralisch am saubersten), vorher fragen, aber nicht genau sagen, wann du aufnimmst (Kompromiss), vorher aufnehmen und hinterher fragen (hängt stark davon ab, mit wem man das macht). Das kann dir aber leider keiner abnehmen.
Transkription
Für die meisten Fragestellungen braucht man ein schriftliches Transkript des Gesprächs. Es gibt verschiedene Konventionen mit denen man arbeiten kann (ich habe zum Beispiel
GAT verwendet )
Darüber hinaus erlauben die Notationen oft auch unterschiedliche Granularität; wie "fein" das Transkript ist, hängt von der Fragestellung ab, und ob du es noch für was anderes verwenden möchtest. Es gibt auch Programme, die dir helfen, etwa
exmaralda. Prinzipiell reicht aber auch ein einfaches Audiobearbeitungsprogramm wie Audacity, das abschnittsweise Wiedergabe und ggf. Wiederholung erlaubt.
Generell kann ich nur raten, diesen Schritt nicht zu unterschätzen; das ist viel Arbeit vor allem, wenn man in der Notation noch nicht so flüssig ist. Nimm deshalb ein Gespräch, das nicht zu lang ist (im Minuten Bereich, vielleicht so 5-10), oder mach es als Gruppenarbeit, wenn ihr das dürft.
Analyse
Der Schritt hängt stark davon ab, was du herausfinden möchtest. Wirkliche Hinweise kann ich nicht geben.
Was deine genaue Fragestellung angeht, kann ich nicht so viel beitragen. Vielleicht suchst du dir eine Gesprächssorte zu der es schon was gibt, und versuchst Unterschiede herauszufinden?
Wie du ja auch schon indirekt angesprochen hast sind die Grenzen zu anderen Disziplinen wie der Pragmatik oder Textlinguistik fließend (bei uns waren das drei aufeinander aufbauende Veranstaltungen) und daher lohnt es sich abhängig davon, was du vorhast auch in diese Richtungen die Augen offen zu halten
An Literatur bietet sich als praktisches Lehrbuch meiner Meinung nach Klaus Brinker
Einführung in die Gesprächsanalyse an. Um einen Überblick über die Forschung auf dem Gebiet zu bekommen, kann man als erste Anlaufstelle zum Beispiel die beiden HSK Bände zur Text- und Gesprächslinguistik (Band 16) konsultieren.
Hoffe, das hilft irgendwie.