Hallo,
Im
WALS steht eine Definition dafür, wie dort Genus behandelt wird, ich würde mich gerne darauf berufen, weil ich nur was vergleichen möchte. Die Frage ist nämlich die, ob Klingonisch ein Genussystem hat oder nicht.
Der WALS sagt, ein Genussystem ist nur eins, wenn die verschiedenen Genera bzw. Nominalklassen außerhalb des Nomens sichtbar werden, also z.B. durch unterschiedliche Verbkongruenz oder am Adjektiv oder vllt. an Artikeln oder Demonstrativa etc.
Im Klingonischen ist es so: es gibt 3 Arten von Nomen:
a) Entitäten, die der (kreativen) Sprache mächtig oder potenziell mächtig sind
b) Körperteile
c) alles andere
In Klasse A zählen also erstmal alle intelligenten Humanoiden, auch Babys, sowie Androiden und intelligente Roboter, auch Energiewesen und Geister oder Götter... aber keine Computer, Kommunikationsgeräte oder Papageien. Abgetrennte Körperteile können auch ihre Klasse wechseln, z.B. kann "Haut/Leder" in Klasse b) gehören, wenn damit noch semantisch stark die Herkunft verbunden ist, oder in Klasse c), wenn das weniger der Fall ist, z.B. wenn man eher von Leder spricht als von gehäuteter Haut. Im übertragenen Sinne benutzte Körperteilnomen bleiben in Klasse b), so wie z.B. die Beine eines Stuhls oder die Zähne eines Kamms. Wenn man den Plural der Klasse c) auf Körperteilnomen verwendet (und auch für Nomen der Gruppe a), glaube ich), impliziert das "überall verteilt" und nicht nur alleine den Plural.
So...
Nun der Punkt, wo es für mich schwierig wird. Diese Klassen werden nur in manchen Bereichen reflektiert, so z.B.:
Pluralsuffixe bei Klasse Lebewesen (so kürz ich Gruppe a) mal ab) ist
-pu', für Körperteile
-Du' und für Gegenstände
-mey. Füge ich ein Possessivsuffix an, so gibt es einen Unterschied, je nachdem ob das Possessum in die Lebewesenklasse oder die beiden anderen Fälle gehört. So ist z.B. die Endung für 1
pl.poss -ra', wenn es an Lebewesen angefügt wird (also "unser Offizier"), aber
-raj bei Gegenständen oder Körperteilen (also "unser Schiff" oder "unsere Hände"). Ersetzt man die Nomen der Lebewesenklasse durch Pronomen der 3. Person, ist dieses Pronomen ein anderes als das Pronomen für die beiden anderen Klassen. Anderswo sieht man keinerlei Wirkung dieser Unterscheidung; die Kongruenzpräfixe am Verb sind auch genus-neutral.
Jetzt, wenn ich den WALS-Artikel nochmal lese, fällt mir die Stelle auf:
Zitat:Most scholars working on agreement include the control of anaphoric pronouns by their antecedent (the girl ... she) as part of agreement. If this is accepted, as we do here, then languages in which free pronouns present the only evidence for gender will be counted as having a gender system.
Sind also die genus-abhängigen Pronomen im Klingonischen (z.B. ist die 3. Person Singular für ein Lebewesen
ghaH 'he/she', für ein Körperteil oder Gegenstand aber
'oH 'it', ähnlich nochmal im Plural:
chaH für Lebewesen,
bIH für Gegenstände und/oder Körperteile.
Demnach hätte Klingonisch ein Genussystem, oder? Wäre hierfür nur die Kongruenz an anaphorischen Pronomen ausschlaggebend? Oder auch die unterschiedlichen Plural- und Possessivmarker? Diese beiden Affixtypen werden ja am Nomen realisiert, allerdings nicht *im* Nomen selbst... Hätte Klingonisch bei den Pronomen nun keine Unterscheidung, würde sie dann auf einer fiktiven WALS-Karte als genuslose Sprache gelten?
Und wie viele Genera hat die Sprache nun? Zwei (laut Pronomen) oder drei (laut Pluralmarkern)?
Könnt ihr mir da helfen, die WALS-Anweisung zu interpretieren?
Ich bin dabei, die Daten bei
http://cals.conlang.org/language/klingon zu überprüfen und bin mir bei den Genera eben nicht sicher, was nun stimmt.
Satlho'!
- André