Moin,
kurze Antwort: ja.
Ländere Antwort: der Begriff
gebrauchsbasiert ist zwar einerseits relativ eindeutig auf einer allgemeinen Ebene (alles, was Sprache als Phänomen untersucht, das in Struktur, Funktion, Bedeutung, Kommunikation und schlussendlich Wandel Prozesse und soziale und kontextuelle Einflussfaktoren des Sprachgebrauchs mit einbezieht, also über das System hinausgeht). Andererseits gibt es genau wegen dieser Allgemeinheit sehr unterschiedliche engere Interpretationen des Begriffs.
Kompatibel ist
gebrauchsbasiert so definiert weitgehend mit allen funktionalen und kognitiven, inkompatibel dagegen nahezu mit allen generativ und/oder formalen Ansätzen. Für die kognitive Linguistik ist
gebrauchsbasiert sogar definitorisch. Was es manchmal etwas verwirrend macht, ist, dass
gebrauchsbasiert einerseits eine theoretische Seite hat (wie für die Sprachmodelle in funktional-kognitiven Ansätzen). Gleichzeitig kann sich
gebrauchsbasiert aber auch methodische Aspekte angewandt werden (z.B. Korpuslinguistik, Psycholinguistik), wenn also systematisch erhobene empirische (Gebrauchs-)Daten zur Untersuchung und schlussendlich zur Modellbildung herangezogen werden. Die methodische Interpretation von
gebrauchsbasiert ist im Prinzip unabhängig davon, ob mein Modell auch theoretisch gebrauchsbasiert ist; allgemein wird der Begriff aber auch methodisch nur in kognitiv-funktionalen Modellen tatsächlich verwendet, auch wenn empirische Methoden nicht auf diese Bereiche beschränkt sind.
Deshalb würde ich sagen, dass Lüdtke im weitesten Verständnis des Begriff als
gebrauchsbasiert einzustufen ist, zumindest mit gebrauchsbasierten Modellen kompatibel ist. Lies dazu die Diskussion von Rudi Keller in seinem Buch
Sprachwandel (in der englischen Version ist es Kapitel 5; die deutschsprachige Ausgabe liegt leider im Büro...). Im übrigen würde ich behaupten, dass keine Diskussion über Sprachwandelmodelle an Keller vorbeikommt -- also zumindest sollte man es gelesen haben.
Gruß von suz
Keller, Rudi. 1994.
On language change: The invisible hand in language. London: Routledge.
Keller, Rudi. 2003.
Sprachwandel. Von der unsichtbaren Hand in der Sprache. 3. Auflage. Tübingen: Francke.