Fragen kunterbunt, die einzeln keinen Thread wert sind

Ich wäre für Getrenntschreibung.

> Da müssen wir mal rüber gehen?
= Wir müssen mal nach dort drüben gehen.

> Da müssen wir mal rübergehen gehen?
= Wir müssen das mal überqueren.

Sag ich mal so. Fern der Heimat und ganz aus dem Bauch heraus.

(26.08.2022, 16:33:35)janwo schrieb: Ich wäre für Getrenntschreibung.

> Da müssen wir mal rüber gehen? 
= Wir müssen mal nach dort drüben gehen.

> Da müssen wir mal rübergehen gehen?
= Wir müssen das mal überqueren.

Sag ich mal so. Fern der Heimat und ganz aus dem Bauch heraus.

Stimmt, bei "rüber( )gehen" ist das was anderes, da hatte ich nicht genug rübernachgedacht.

Hey, vielen Dank für die Hilfe.
Ich habe ehrlich gesagt Probleme, überhaupt die standardlichen Sätze zu formen, weil das Stranding so dermaßen normal hier im Norden ist im gesprochenen Deutsch. Selbst beim Lektorieren auf der Arbeit bei Weinmagazinen und so kommt das bei vielen Schreiberlingen vor. 
Bei "Da müssen wir mal rüber gehen." hatte ich gefragt, wegen dem -r-, weil das ja nur kommt, wenn "da-" im Grunde davorstünde/davor stünde (?). Eigentlich sag ich "da ... drüber". 
Was sagt man denn statt "Da müssen wir mal hin gehen."? "Dahin müssen wir mal gehen." und "Wir müssen dahin mal gehen." klingen beide in meinen Ohren fast ungebräuchlich. Aber sind das die standardlichen Äquivalente?

Kann ich als Abkürzungsregel sagen, dass wenn vorne im Satz ein "da" steht und zu diesem Verbund gehören würde, dann kann ich es getrennt schreiben (müsste es aber nicht)? Ich hatte da schon so viele kniffliche Fälle von, kann die aber gerade nicht wiedergeben. Wahrscheinlich werden sie ja aber dann analog sein. 

Mich hat nur immer verwirrt bei dieser Frage, weil der zweite Teil des Adverbs betont wird: Da will ich hín gehen. Während bei "Ich will dáhin gehen." der erste Teil betont wird, deshalb habe ich immer gedacht, sie müssten deshalb jeweils anders behandelt werden und das "hin" müsse dann zum Verb gehören, statt zum "da", weil "Ich will dahíngehen." ja eine andere Bedeutung hat.

(27.08.2022, 09:48:22)Kevin schrieb: Ich habe ehrlich gesagt Probleme, überhaupt die standardlichen Sätze zu formen, weil das Stranding so dermaßen normal hier im Norden ist im gesprochenen Deutsch.

Ich weiß nicht, ob dich das beruhigt, aber mir war nicht klar, dass das eine norddeutsche Spezialität sein soll. Alle Beispiele, die ich bisher von dir dazu gesehen habe, kamen mir völlig normal vor und ich würde das vmtl. genau so sagen/schreiben – Und ich habe keinerlei sprachlichen Bezug zu norddeutschen Varietäten. :)

Ich lese gerade in Sportiche, Koopman und Stabler (Introduction to Syntactic Analysis and Theory), und da fällt mir auf, wie wenig Koordnationstests womöglich besagen:


"Das Mädchen oder du wirst gehen"

Nicht akzeptabel, oder?

"Das Mädchen oder du wird gehen?"

Auch nicht akzeptabel, oder?

(Aber Ersteres eher als Letzteres?)


Krasser Unterschied zum Englischen, wo "This girl in the red coat" und "you" koordiniert werden können im Satz "This girl in the red coat or you will put a picture of Bill on your desk".

Bin nun zu faul, in eine deutsche Grammatik zu gucken, um zu sehen, wie Konstituententests mit Koordination eingeführt werden. Aber "Gerd hustet" und "Ich huste" -> "Gerd und ich husten" legt wohl nicht mehr nahe, als dass "Gerd" und "ich" so etwas wie Nominalphrasen sind. Dabei muss man den Kotext schon recht abstrakt auffassen. Ohne ein gutes Vorverständnis von "Nominalphrase" funktioniert es nicht.

Hallo! (:

Kennt jemand den Terminus für das Phänomen, dass nicht durchgehend der Plural der markierte Numerus ist, sondern manchmal stattdessen der Singular – abhängig davon, ob das Signifikat üblicherweise isoliert vorkommt oder in Gruppen? 

Beispiel: bei „Mund“ wäre der Plural markiert, da normalerweise über nur einen Mund gesprochen wird, „Auge“ würde aber zur anderen Gruppe gehören und den Singular markieren, da Augen natürlicherweise in Paaren vorkommen. 

Ich bin mir relativ sicher, dass ich einmal von einer Sprache gehört habe, deren Numerus-System auf diese Weise funktioniert. Wäre für Hilfe sehr dankbar.

LG
Yaouoay 


EDIT: Habe mittlerweile herausgefunden, dass das Singulativ/Kollektiv-System in Sprachen wie Arabisch oder Walisisch nicht für alle Substantive gilt, wie ich zuvor dachte, sondern für ebensolche, die üblicherweise in multiplexer Bedeutung verwendet werden. Diese Sprachen haben also daneben normalerweise auch ein Singular/Plural-System.

Hallo zusammen,

Ich bin gerade auf ein Problem gestoßen. Die grundlegende Frage ist: ist ein Pudel pudelig?

Laut Definition, die ich gefunden habe, bedeutet pudelig: unordentliche Haare haben.
Hat ein Pudel unordentliche Haare bzw unordentliches Fell? Ich denke eigentlich nicht.

Jetzt steht natürlich die Frage im Raum, ist ein Pudel pudelig oder nicht?
Wenn der Pudel nicht pudelig ist, wäre doch die Wortherkunft äußerst fragwürdig!?

Wie denkt ihr darüber?

Lg IIch

Jedenfalls hier
https://www.dwds.de/wb/Pudel


weist nichts darauf hin, dass „Pudel“ und „pudelig“ eine gemeinsame Herkunft haben.


Pudel · pudelnärrisch · pudelnaß
Pudel Hund mit dichtem, krausem Fell, aus dem (18. Jh.), gekürzt aus älterem Pudelhund (17. Jh.). Dies ist eine Bildung zu landschaftlichem ( ) pudeln ‘im Wasser plätschern, watscheln’, wohl lautnachahmender Herkunft (s. buddeln). Der Hund verdankt den Namen seiner Vorliebe fürs Wasser, daher auch Wasserhund, (älter) Canis aquaticus. – pudelnärrisch Adj. ‘possierlich, närrisch wie ein Pudel’, pudelnaß Adj. ‘völlig durchnäßt’, eigentlich ‘naß wie ein aus dem Wasser kommender Pudel’ (beide 18. Jh.).

Danke für die schnelle und informative Antwort.
Was für mich an dieser Stelle noch nicht geklärt ist, ist ob sich das Wort pudelig vom Aussehen des Pudels herleitet oder doch einen anderen Ursprung hat.

Ein paar Belege für (Varianten von) "pudelig", die ich auf die Schnelle finden konnte:

• Das Wörterbuch der Bairischen Mundarten in Österreich kennt das Wort als "pud(e)lecht" und schreibt dazu: "gekraust (wie e. Pudel), wirr, zottig (v. Haar)" und deutet also an, dass pudelig von Pudel kommt.
  
• Ähnlich das Rheinische Wörterbuch: "pudelig Adj.: [...] zottig wie ein Pudel" (da schaffe ich es leider nicht, ein Link zum Eintrag zu bekommen; lässt sich aber über die Suche finden).
  
• Das Pfälzische WB verweist im Eintrag zu "pudelig1 Adj. : 'ungeordnet [...] ungekämmt, zerrauft' auf den Eintrag für Pudel (den Hund).
  
• (Das Hamburger Abendblatt schreibt explizit, dass "pudelich" von "Pudel" komme, verzichtet aber leider auf Quellenangaben. Mit Vorsicht zu genießen.)
  
• (Die Grimms nennen interessanterweise bei "Pudel" zuerst "eine schmutzige unordentliche person" und danach den Hund, schreiben dann aber auch weiter "nach den krausen, zottigen haaren des pudels heiszt oberd. auch eine aus krausen oder pelz bestehende halsbedeckung weiblicher personen pudel (dimin. das pudele, das pudel), ebenso eine zottige pelzmütze".)
  

Ich sehe von der Bedeutung her nicht, wieso "pudelig" nicht von "Pudel" kommen sollte (krauses Fell/Haar -> zerrauftes Haar klingt nach einer/m plausiblen Metapher/Bedeutungswandel -- braucht aber nicht heißen, dass Pudelfell umgekehrt auch wirr/unordentlich/zerrauft sein muss). Dass der vom DWDS zitierte Pfeifer-Eintrag "pudelig" nicht nennt, sehe ich nicht als Indiz, da das DWDS ja überhaupt gar keinen Eintrag für "pudelig" hat (und Ähnliches auch auf die anderen Standardsprache-Wörterbücher zutrifft, bei denen ich zuerst mein Glück versucht habe).

Ich will mich mal näher mit Maloufs Dissertation zum Gerund (eigentlich allgemeiner: zu mixed categories) befassen, und die Arbeit setzt v.a. Head-Driven Phrase Structure Grammar ein.
Ich habe seit Langem eine Einführung in HPSG (von Stefan Müller), aber die nervt mich, weil sie nicht ‚zu Potte kommt‘. Wenn eine Einführung in eine Theorie mit „Wozu Syntax?“ u. dgl. beginnt, dann aarrrgh, grummel
Es gibt zum Beispiel so schöne Sachen, die erst mal Essentials präsentieren, wie https://mexico.sil.org/sites/mexico/file...ntrogb.pdf mit Bezug auf Government & Binding. Damit weiß man schon etwas, und dann kann man sein Wissen ausbauen, z.B. mit Haegeman. Ich habe Ähnliches mit Bezug auf HPSG nie gefunden. Kennt jemand etwas Passendes?

Kennst Du das Handbuch 'Grammatiktheorie' auch von Stefan Müller und bei Stauffenburg erschienen (englische Fassung als OA bei Language Science Press)? Darin vergleicht er die aktuellen Grammatiktheorien. Das Kapitel zur HPSG ist nur gute 35 Seiten lang - in der englischen Fassung 40 Seiten.

Viele Grüße
PeterSilie

Hallo,
kurze Frage: Es gibt doch von der EU das Ziel, dass jeder EU-Bürger drei Sprachen sprechen können sollte: eine regionale, eine nationale und eine internationale. Weiß jemand eine Quelle dazu? Wir sind uns relativ sicher, dass die EU das mal gesagt hat. Ich habe aber auch im Kopf, dass vielleicht die Frau von Mahatma Gandhi das gesagt hat? https://www.europarl.europa.eu/factsheet...age-policy Hier wird nur von zwei weiteren, unspezifischen gesprochen. Kann mir jemand helfen?

@Kevin Mein Recherche geht grob in die Richtung dessen, was du auch gefunden hattest. Zum Beispiel habe ich folgenden "Action Plan" der europäischen Kommission von 2003 (!) gefunden: https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Lex...FIN:en:PDF

Die Forderung nach zwei Sprachen wird da auch wiederholt (S. 4):

Zitat:Every European citizen should have meaningful communicative competence in at least two other languages in addition to his or her mother tongue

Auf die Frage danach, welche Sprachen das sein sollen, finde ich, auf den ersten Blick, folgendes, was einer konkreten Antwort (die ich nicht gefunden, aber vielleicht übersehen habe) am nächsten kommt (S. 9):

Zitat:Promoting linguistic diversity means actively encouraging the teaching and learning of the widest possible range of languages in our schools, universities, adult education centres and enterprises. Taken as a whole, the range on offer should include the smaller European languages as well as all the larger ones, regional, minority and migrant languages as well as those with ‘national’ status, and the languages of our major trading partners throughout the world.

Das ist aus meiner Sicht einerseits nah dran, an der konkreten Dreiteilung, die du meintest, andererseits aber irgendwie auch ziemlich das Gegenteil ;)

Vielleicht hat sich seit 2003 aber da auch einiges geändert. Ähnliche Aussagen finde ich auch in anderen EU-Dokumenten; das Neueste, was ich ich angesehen habe, ist folgender Report von 2012, der vermutlich eher nebensächlich für deine konkrete Frage ist, aber Hinweise zu anderen Dokumenten enthält und auch für sich ganz interessant ist: https://op.europa.eu/en/publication-deta...92217dad83

Vielen Dank für deine ausführliche Recherche! Würde man beide zusammenwerfen, ergäbe sich ja fast die Aussage, die wir im Kopf hatten. :P
Aber die Textstellen sind super hilfreich und vielleicht müssen wir das Wording dann etwas anpassen, dass es zitierfähig ist, und dann passt es trotzdem zu unserem Ansinnen in der Broschüre.
Aber es ist merkwürdig, dass so viele Leute die gleiche "Appellphrase" im Kopf haben, aber sie lässt sich nirgends finden. Wir hatten immer gedacht, dass sie auch genau so als Catchphrase vorliegen würde. Ich kann mir auch vorstellen, dass es so etwas ist wie einige andere "Stille-Post-Zahlen", zum Beispiel die Zahl der bilingualen Menschen der Welt, die einfach immer mit jedem neuen Autor höher wird, ohne dass es eine Originalquelle liegt. Vielleicht hat irgendeine politische Broschüre um Plattdeutsch oder die kleinen Sprachen Europas herum mal eine solche Aussage gemünzt und seitdem wird die EU so immer mal zitiert. Ich weiß es nicht.