Liebe Leute,
ich stelle die Frage einmal hier, vermutlich sollte sie ins Typologiekapitel, eigentlich bin ich aber tatsächlich auf der Suche nach "Hauptsache irgendwem, der dieses Phänomen kennt" vielmehr als nach einer Info zur Typologie. Und zwar geht es um zitierte Rede.
In den Sprachen, die ich bisher gelernt oder deren Grammatik mir etwas vertraut ist und in denen die Wiedergabe direkter Rede gegenüber indirekter vorgezogen wird, wird solche zitierte Rede zumeist entweder durch eine Partikel eingeleitet, durch eine Partikel "ausgeleitet" oder es werden Anfang
und Ende des Zitats bezeichnet. In der Sprache nun, deren Grammatik ich als mein Promotionsprojekt beschreiben soll (den neuassyrischen Dialekt des Akkadischen, semitisch, lange tot), gibt es eine Partikel
mā, die zitierte Rede nicht nur einleitet, sondern grob gesagt vor jedem neuen Hauptsatz innerhalb der Rede wiederholt wird und so quasi als "Erinnerung" fungiert, dass das Zitat noch nicht zu Ende ist. Das Ende des Zitats lässt sich nur daraus ableiten, dass das stetige
mā aufhört. Tatsächlich ist das eigentlich ein ganz funktionales System, denn tatsächlich ist in verwandten Sprachen, die die zitierte Rede nur einmal einleiten, nicht immer gut zu bestimmen, wo das Zitat eigentlich endet (was natürlich ein Problem der Schriftebene ist).
Allerdings habe ich so etwas noch nie angetroffen (das nahestehendste Phänomen, das ich kenne, ist die Anführung eines Suffix' an
jedes Wort des Zitats) und es würde mich interessieren, ob jemand eine Sprache kennt, in mit zitierter Rede so umgegangen wird. Das würde mich auch interessieren, weil noch nicht hundertprozentig klar ist, wann genau
mā ausgelassen (z.B. bei logisch abhängigen Sätzen mit impliziter Finalität) oder doch innerhalb des Hauptsatzes gesetzt werden darf (bei Topikalisierung, bei einleitenden adverbialen Bestimmungen,…) bzw. inwieweit das von Bedeutung ist.
Liebe Grüße,
Leo