(09.06.2019, 19:04:50)janwo schrieb: Verzeih die naive Nachfrage, aber wo genau ist hier die Frage oder der Diskussionsansatz? Was übersehe ich?
Habe ich lange nicht reingesehen. Das Buch liegt auf dem Haufen zum Abarbeiten in einem bestimmten Kontext.
Also: Der Standard, den man in formaler Semantik lernt, ist, dass Satzteilen syntaktische Kategorien zugeordnet werden und diesen Kategorien semantische Typen entsprechen. Wenn einem Ausdruck A ein Typ <a,b> zugeordnet ist und einem nebengeordneten Ausdruck B ein Typ <a>, dann soll die Interpretation der Folge AB der Wert der Interpretation von A (eine Funktion) für die Interpretation von B als Argument sein.
Beispiel:
Willi schwitzt.
"schwitzt" wird interpretiert als Funktion, die jedem Individuum 1 oder 0 (je nach Schwitzen oder Nichtschwitzen) zuordnet. "Willi" wird interpretiert als Individuum. Wenn Willi zu den Schwitzenden gehört, liefert die Interpretation von "schwitzt" für Willi den Wert 1. Das setzt eine Zuordnung von Interpretationen voraus, in der Argumente zu Funktionen 'passen'. Alles nach Montague, Lewis, zurückgehend auf Frege, Husserl, Russell.
Davidson hat dann in den Sixties für Handlungssätze eine konjunktionale Interpretation vorgeschlagen, mit Superbegründung, toller Aufsatz "The Logical Form of Action Sentences".
Beispiel:
Willi schwitzt furchtbar.
Es gibt ein Ereignis e derart, dass e ein Schwitzen und furchtbar ist und Willi der Aktant ist.
Pietroski meint, dass eine derartige konjunktionale Interpretation grundlegender ist als eine Funktion-Argument-Zuordnung.
Für
Willi schwitzt furchtbar
wäre die klassische formale Interpretation ja so, dass die Interpretation von
furchtbar auf die Interpretation von
schwitzt und die Interpretation von
schwitzt furchtbar auf die Interpretation von
Willi angewandt wird.