Hallo! :)
Die Notwendigkeit von Fachterminologie scheint so selbstverständlich zu sein, dass wirklich niemand ein Plädoyer dafür geschrieben hat – zumindest habe ich keines gefunden. :(
Was ich gefunden habe:
1) Arnzt, R.; Picht, H.; Mayer, F. (2009): Einführung in die Terminologiearbeit. 6.Auflage. Hildesheim: Olms.
Seite 10: „Fachsprache: der Bereich der Sprache, der auf eindeutige und widerspruchsfreie Kommunikation im jeweiligen Fachgebiet gerichtet ist und dessen Funktionieren durch eine festgelegte Terminologie entscheidend unterstützt wird“
(nach DIN 2342)
Seite 27: „Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass Fachsprache sich nicht in Fachwortschatz erschöpft, sondern auch durch eine Reihe anderer, insbesondere syntaktischer und textstruktureller Merkmale charakterisiert ist. Trotzdem wird die fachliche Aussage in entscheidendem Maße von der lexikalischen Dimension der Fachtexte, also ihrer Terminologie, bestimmt.“
2) Auer, P.; Baßler, H. (2007): Reden und Schreiben in der Wissenschaft. Frankfurt/New York: Campus.
Ab Seite 13 Mitte ("die Exaktheit von Wissenschaftssprache") wird's interessant...
3) Kahlverkämper, H. (1988): Fachsprachen in der Romania. Forum für Fachsprachen-Forschung Tübingen: Gunter Narr.
S.108: "Dabei bestehen Interdependenzen zwischen dem Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis und der Weiterentwicklung der Fachterminologie aufgrund der Notwendigkeit zur Präzisierung bekannter und zur Benennung neuer Phänomene. Andererseits ergeben sich, ausgehend von der neuen Fachterminologie, Rückkopplungseffekte auf das lexikalische System der Fachsprache und auf den Sinn einzelner Begriffe. Und schließlich ist festzustellen, dass die Sprache sich nicht nur als Folge zunehmender sprachlicher Spezialisierung verändert, sondern selbst zu einem besseren Verständnis der untersuchten Sachverhalte herausfordert."
=> Fachterminologie zur Präzisierung, das ist klar, das liest man oft... Aber das ist kein Plädoyer.
4) Elsen H. (2003): Neologismen in der Fachsprache der Linguistik. Zeitschrift für Theorie, Praxis, Dokumentation. Berlin: Erich Schmidt.
Auch kein Plädoyer, aber ich find's dennoch interessant:
http://epub.ub.uni-muenchen.de/14540/1/14540.pdf
5) Gerzymisch-Arbogast H. (1996): Termini im Kontext. Forum für Fachsprachen-Forschung. Tübingen: Gunter Narr.
Verweist bei der Trennung zwischen Wissenschaftssprache und Gemeinsprache auf Wüster (1931, 1973 und 1979).
Seite 15: „Dabei wird zum einen – in Anlehnung an die von Eugen Wüster begründete Allgemeine Terminologielehre – davon ausgegangen, fachsprachliche Kommunikation als Grundlage der fachlichen Übersetzung zeichne sich durch eine besondere Exaktheit und Eindeutigkeit des verwendeten Fachwortschatzes aus. Für Wüster selbst ist Fachsprache ‚dasselbe wie Terminologie’ (Wüster 1973:IX).“
6) Baumann K.-D. (1998): Das Postulat der Exaktheit für den Fachsprachengebrauch. In: Fachsprachen. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Berlin, New York: de Gruyter.
Seite 373: „Die sprachliche Existenzform der Exaktheit hingegen wird in der Fachkommunikation vor allem von drei Merkmalen bestimmt.
Zu diesen gehören
a. die Gebundenheit an die Ausdrücke einer (Fach-)Sprache,
b. die Determination der lexikalischen Bedeutungen, die mit den (fachsprachlichen) Ausdrücken konventionell verbunden sind und
c. die Verwendung sprachlicher Ausdrücke in bestimmten (fachlichen) Kommunikationssituationen“
7) Fijas L. (1998): Das Postulat der Ökonomie für den Fachsprachengebrauch. In: Fachsprachen. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Berlin, New York: de Gruyter
Seite 392: Abbreviaturen gelten als Teil der Terminologie und sind für die heutigen Fachsprachen unentbehrlich. Aber wo steht, dass die Terminologie unentbehrlich ist?
Ökonomie durch Kürzung/Textverdichtung – aber keine Notwendigkeit von Terminologie?
8) Hoffmann L. (1998): Fachsprachen und Gemeinsprache. In: Fachsprachen. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Berlin, New York: de Gruyter
Seite 159: „Überhaupt besitzt die Fachsprache keine eigenen syntaktischen Mittel. In dieser Hinsicht ist jede Fachsprache von der Muttersprache her aufgebaut; lediglich die Wörter im Satz werden durch neue oder neu verwendete Begriffe ausgetauscht; das Grundschema bleibt unverändert. Sicherlich werden nicht alle Möglichkeiten der gemeinsprachlichen Satzbauweise in der Fachsprache verwirklicht, andere wiederum werden wahrscheinlich besonders ausgebaut und häufig angewandt [...]. Wir können nach diesen Überlegungen ganz allgemein feststellen: Die Eigenart der Fachsprache besteht vor allem in ihrem Wortschatz‘ (Seibicke 1959:75; ähnlich Buchmann 1960:292).“
9) Roelcke T. (1995): Fachwortkonzeption und Fachwortgebrauch. Hintergründe einer Diskrepanz zwischen Sprachwissenschaft und Sprachwirklichkeit. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 114.
„Priorität des lexikalischen Inventars“ (das sich in der Fachsprachenkonzeption erhalten hat... Seite 403) und weiter unten (Seite 403 f.) wird „von besonderer Wichtigkeit in den Fachsprache[n] sind nach allgemeiner Anschauung die Fachwörter. Sie tragen die Aussage und konstituieren eigentlich die Fachsprachen“ von Fluck zitiert.
10) Roelcke T. (2004): Stabilität statt Flexibilität? Kritische Anmerkungen zu den semantischen Grundlagen der modernen Terminologielehre. In: Stabilität und Flexibilität in der Semantik. Strukturelle, kognitive, pragmatische und historische Perspektiven. Hrsg. von Inge Pohl und Klaus-Peter Konerding. Frankfurt/M.: Lang.
Seite 148: Eine fachsprachliche Terminologiearbeit und eine fachsprachliche Normung sind angesichts der Technisierung und Institutionalisierung unserer Welt dringend geboten.
11) Roelcke T. (2012): Terminologisierung in DIN 2330, Abschnitt 2. Überlegungen zur Konstitution eines terminologischen Systems in einem terminologischen Text. In: Fachsprache – International Journal of Specialized Communication 35.
Seite 65 f.: Fachwortschätze/Terminologien sollen zu einem besseren Verständnis von Fachsprachen sowie zu einer erfolgreichen fachlichen Kommunikation beitragen.
12) Roelcke T. (2013): Fachsprachendidaktik in der Hauptschule und in der Realschule – ein Weg der Ausbildungsvorbereitung? In: Ausbildungsvorbereitung im Deutschunterricht der Sekundarstufe I. Die sprachlich-kommunikativen Facetten von „Ausbildungsfähigkeit“. Frankfurt [et al.]: Lang.
Seite 323: „ Angesichts der so genannten Verfachsprachlichung des Alltags durch Fachwörter und Fachtexte ist also eine allgemeine einzelsprachliche Fachsprachen- und Fachkommunikationskompetenz als wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am öffentlichen Leben und damit als zentrales Ziel sprachlicher Förderung in Schule und Ausbildung anzusehen. Eine solche allgemeine fachkommunikative Kompetenz erhält weitere Bedeutung durch die Tatsache, dass auch die Kommunikation im Beruf nicht als in sich abgeschlossen gelten darf, sondern zahlreichen Einflüssen und Veränderungen unterliegt, die zu deren Heterogenität beitragen und nicht in jedem Einzelfalle gezielt erworben werden können.“
⇨ Leider wird auf die Verfachsprachlichung (Gründe? Notwendigkeit?) nicht näher eingegangen.
13) Terminologie als Teil der Corporate Identity
Dazu gibt’s viel Material und auch viele Firmen, die dies anbieten. Ein Beispiel ist Across (
http://www.across.net/abstracts/abstract...ogy-de.pdf),
14) UNAIDS Terminology guidelines
Seite 3: „Language shapes beliefs and may influence behaviours. Considered use of appropriate language has the power to strengthen the global response to the epidemic.“
https://hiv.opm.gov.tt/site_media/media/..._guide.pdf
15) Deutsches Terminologie-Portal
http://www.iim.fh-koeln.de/dtp/ - Terminologie ist wichtig, das wird an verschiedenen Beispielen gezeigt, ein Plädoyer fehlt. Die angegebene Literatur ist leider nicht so üppig.
Die Suche geht weiter...
Viele Grüße,
Kristina