Hi Christian,
also die sich hinter deiner verbergen könnte, könnte ja auch lauten: Können Erwachsene eine Fremdsprache so lernen, wie Kinder ihre Muttersprache(n). Da muss man ja zunächst mal feststellen, dass für Kinder der Erstspracherwerb mit "Weltwissen"erwerb einhergeht. Erwachsene haben (also meistens) schon einen gewissen Grad an Weltwissen erworben, wenn sie eine Fremdsprache lernen. Da ist dann schon mal eine ganze Menge, was Erwachsene nicht mehr lernen müssen, bzw da ist dann schon eine ganze Menge, was Erwachsene "restrukturieren" müssen. Ob sie das nun tun wie Kinder, da gibt es wohl geteilte Meinungen. Erstmal hängt es davon ab, ob man "Chomskianer" ist, und an ein Spracherwerbsmodul im Gehirn glaubt. Dann kommt es darauf an, ob man als Chomskianer glaubt, dass man ab einem gewissen Alter keinen Zugang mehr zu den "Schaltern" im Modul hat, oder ob diese immer betätigt werden können. Theoretisch, wenn der Zugang auch im Alter erhalten bleibt, hätte man dann, gaaaaanz vereinfacht gesagt, die Möglichkeit, die Fremdsprache wie die Muttersprache zu lernen. Ob bei Chomsky allerdings Platz für Intuition ist, weiss ich nicht.
Dann könnte es auch sein, wenn man Anhänger der "Usage based" Schule ist, dass man sagt, Sprache dient der Kommunikation und Spracherwerb ist der Erwerb von Kommunikationsfähigkeiten. Bei Kindern erfolgt dann der Erwerb von ganz grob gesagt, unanlysierten "Chunks" zu einem mehr ananlysierten und daher dann mehr kreativem Gebrauch von Sprache (die einzelnen Bestandteile werden als solche erkannt und dann immer wieder neu zusammengesetzt). Das läuft dann auch bei Erwachsenen so. Ist das Intuition oder Bedürfnis nach Kommunikation? Ich glaub eher das Letztere.
Und dann gibt es da noch die verschiedenen Lernertypen, also welche die einfach ohne Rücksicht auf Verluste drauflos plappern (am kindlichsten vielleicht) und dann die, die gerne "Grammatik" pauken, und sich dann nicht unterhalten können. Wer kann am Ende die Sprache besser? Das ist wohl auch eine Frage, wie man das Lernziel definiert.
Wenn mann nun Sprache zum kommunizieren erlernen möchte, dann hat sich herausgestellt, dass Grammatikpauken und ûbersetzen nicht zum gewünschten Ziel führen (also bei den meisten Lernern, es gibt immer welche, die trotz schlechtem Unterrichts was lernen ;)). Momentan scheint der Trend zum task-based learning zu gehen, also zum Erlernen vom Umgang mit Situationen...Ist das Intuition? Nun beginnen Kinder ja oft mit situationsspezifischen Äusserungen, wenn sie was haben wollen, über Bezeichnungen für Objekte und Tätigkeiten, und das eben auch mit unanalysierten Phrasen "Schluckwasser", wenn sie was trinken wollen z.B. Sie denken eben nicht darüber nach, was genau sie sagen, sondern was sie mit ihrer Äusserung erreichen können. Ich könnte mir denken, dass so mancher Erwachsene tatsächlich vom losplappern zur Bedürfnisbefriedigung "schneller" zur erfolgreichen Kommunikation kommt, als einer der erst 100 mal überlegt, was er sagen will.
Eine Studie dazu fällt mir im Moment nicht ein...aber der runde Tisch von der EUROSLA 2010 hilft dir vielleicht weiter:
http://eurosla.org/eurosla20_LLroundtable.html
So, hoffentlich hatte diese Antwort was mit deiner Frage zu tun ;)