Hallo, das ist mein erster Beitrag in diesem Forum und ich bin einigermaßen beruhigt darüber, festzustellen, dass ich nicht die Einzige bin, die Probleme mit der Formulierung einer konkreten Fragestellung für ihre Abschlussarbeit hat.
Ich möchte mich in meiner Bachelorarbeit mit dem Zweitsprachenerwerb, genauer dem Einfluss einer Zweitsprache beim L3-Erwerb beschäftigen. Leider ist das aber gar nicht so genau.
Ich habe mich in letzter Zeit viel mit dem Thema beschäftigt und anstatt mich auf eine Frage festzulegen,kommen mir nur immer mehr.
Es gibt einige interessante Thesen, die sich mit der Idee beschäftigen, dass Lerner eine (das muss nicht die erste gelernte L2 sein) ihrer Zweitsprachen als Transferquelle im L3-Erwerb gebrauchen. Laut der L2 status factor hypothesis ist das z.B. der Fall, weil sich der L2-Erwerb kognitiv vom Erwerb der L1 unterscheidet. Auch wird oft die typologische Beziehung zwischen zwei Sprachen als relevanter Aspekt beim multiplen Sprachenlernen diskutiert. Eine Studie von Falk und Bardel zeigt z.B. auf, dass syntaktische Strukturen einfacher von einer L2 als von einer L1 transferiert wurden, auch wenn die L1 typologisch näher zur Zielsprache stand als die L2.
Dann gibt es den "last language effect", der besagt, dass die zuletzt am meisten präsente Zweitsprache die Quelle des Transfers in die L3 darstellt. Und auch Faktoren wie die Häufigkeit mit der man einer Sprache ausgesetzt ist, spielen scheinbar bei der Wahl der Transferquelle eine Rolle. Und natürlich noch einige weitere Faktoren.
Ich habe mich mit verschiedenen Modellen beschäftigt (z.B. Hammarberg, Hufeisen oder Rothman) und auch Einführendes in die Thematik (z.B. Cenoz oder Odlin) gelesen. Aber es fällt mir sehr schwer, eine gute Fragestellung und These für meine Arbeit aufzustellen. Ich kann nicht sagen, dass ein bestimmter Faktor dafür ausschlaggebend ist, den sprachl. Transfer zu beeinflussen. Mich interessiert, warum die L2 manchmal eine Transferquelle darstellt und manchmal doch nicht. Meiner Meinung nach sind es eigentlich alle Faktoren im Zusammenspiel (lernerinterne, lernerexterne und sprachbasierte Variablen), die den Transfer beeinflussen können.
Eine Fragestellung wie beispielsweise "In welchem Maße beeinflusst die typologische Nähe der L2 zur L3 den sprachl. Transfer?" (wahrscheinlich muss ich das auch noch genauer machen. -den syntaktischen, lexikalischen, was auch immer) kann ich dann also nur so beantworten, dass der Transfer von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird und nicht nur von der typologischen Beziehung.
Worum es mir eigentlich in meinem Beitrag geht:
- Hat jemand Lust mit mir über dieses Thema zu diskutieren? Ich würde mich freuen, mich darüber austauschen zu können.
- Kann mir jemand eine gute Anregung zur Strukturierung meiner Gedanken geben, damit ich es schaffe, eine sinnvolle Fragestellung zu formulieren? Wie seid ihr an so ein Problem herangegangen?