Hallo,
im Allgemeinen muss Kodierung ja nicht unbedingt als Verschlüsselung im Sinne einer Geheimsprache o.ä. verstanden werden, sondern allgemeiner als Übertragung in einen Code, den im besten Fall beide Seiten, also Sender und Empfänger einer Botschaft, verstehen. Beim Sprechen bedienen wir uns eines Codes, nämlich derjenigen Sprache, die wir in der jeweiligen Kommunikationssituation wählen, und gehen davon aus, dass unser Gegenüber dieses Codes mächtig ist, ihn "entschlüsseln" oder dekodieren kann und uns versteht.
Wenn wir dagegen eine Nachricht tatsächlich so verschlüsseln wollen, dass jemand anderes sie nicht versteht, wählen wir einen Code, der nicht bekannt ist bzw. dessen Kodierungssystem nicht bekannt ist. Bei diesem Kodierunggssystem handelt sich es um eine Repräsentation des Kodes und seines Systems in unserem Gedächtnis - für Sprache also z. B. das Wissen über Grammatikregeln und Wortschatz und darüber, wie bestimmte Redewendungen aussehen. Dieses Wissen können wir entweder durch den Erwerb unserer Muttersprache weniger systematisch oder auch im Fremdsprachenunterricht (dann systematischer) erlernt und angelegt haben.
Eben jenes Kodierungssystem ist ausschlaggebend in der Theorie der dualen Kodierung. Denn darin geht man davon aus, dass das Verstehen und die Rezeption von Sprache mit einem anderen Kodierungssytem stattfindet als das Verstehen und die Rezeption von Objekten in visuellen Erscheinungsformen. Man unterscheidet hier zwischen verbalen und imaginalen Kodes. Beide sind sich so grundsätzlich so ähnlich, dass wir in der Lage sind, sowohl sprachliche als auch nicht-sprachliche Objekte gleichzeitig zu verarbeiten - diese Verarbeitung unterscheidet sich aber dann in grundlegenden Eigenschaften. Beispielsweise geht man davon aus, dass Sprache gehört und gesehen wird, nicht-sprachliche Objekte aber auch gefühlt und ertastet werden und sich die Repräsentation dessen dann in unserem Gedächtnis auch mit den entsprechenden Sinnen festsetzt. Man geht auch davon aus, dass bei dem Verstehen von Bildern nicht nur der visuelle Eindruck, sondern auch ein entsprechender Begriff dafür abgelegt wird.
Das bedeutet, dass visuelle Informationen gewissermaßen auch verschlüsselt und später einmal durch den gleichen oder einen ähnlichen Input entsprechend wieder aktiviert werden, ähnlich wie wir es mit der Semantik eines Begriffes machen, die wir erlernt und abgespeichert haben und dann bei Vorkommen in einer sprachlichen Äußerung wieder abfragen.