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Kinnay > 18.08.2016, 14:43:39
Kinnay > 21.08.2016, 10:20:39
lingucat > 22.08.2016, 15:22:26
Kevin > 22.08.2016, 23:26:15
Kinnay > 24.08.2016, 10:49:48
janwo > 27.08.2016, 12:10:01
(18.08.2016, 14:43:39)Kinnay schrieb: Hallo werte Linguistik-Genossen,Heißt das nicht "Genießer" ?
(18.08.2016, 14:43:39)Kinnay schrieb: ⟨r⟩
Gängigerweise werden für das Deutsche ja [ʁ], [r] und [ʀ] als Allophone für das alleinstehende ⟨r⟩ genannt und [ɐ̯] für die "diphthongisierte" Version in z.B. ⟨-ir⟩ ("wird"), ⟨-er⟩ ("Berg"), ⟨-or⟩ ("Wort") etc., aber ich bin der Meinung, dass diese Annotation nicht wirklich präzise ist. Kann es sein, dass das ⟨r⟩ in einer solchen Diphthong-Konstellation je nach vorangehendem Vokal anders realisiert wird? Ich versuche mal, genauerr darauf einzugehen:
[ ... ]
Im Prinzip also immer die "kurzen" deutschen Vokale mit [ʁ̞] und die "langen" (technische Ungenauigkeiten, ich weiß) mit [ʌ̯]. Warum steht das in keine Literatur, dich ich finden kann? Bin ich komplett auf dem falschen Weg? Sind meine Ohren irgendwie kaputt? (Ich arbeite nebenher als professioneller Synchronsprecher und spreche durch meine Ausbildung quasi wie ein Nachrichtensprecher, also können wir einen Sprachfehler meinerseits beinahe ausschließen.)
(18.08.2016, 14:43:39)Kinnay schrieb: ⟨e⟩
Im Hamburgischen tendieren viele Sprecher (habe hierfür eine qualitative Interviewauswertung durchgeführt und wohne auch sonst schon mein Leben lang in Hamburg) dazu, das Schwa [ə] fast als [e] auszusprechen, aber eben nicht ganz. Ich habe mir stundenlang Beispiele angehört und sie mit Lauten aus anderen Sprachen, sowie den Aussprachebeispielen der IPA-Symbole verschiedenster Quellen verglichen, aber ich finde irgendwie kein passendes Zeichen. Habt ihr eine Idee? Müssen sonst diakritische Zeichen ran? Ist die präzise Annotation hier überhaupt wichtig, oder könnte ich in einer Fußnote anmerken, dass der als [e] festgehaltene Laut eigentlich zwischen dem [ə] und dem [e] liegt?
Beispiele: "bitte", "bekommen", "gemacht".
(18.08.2016, 14:43:39)Kinnay schrieb: ⟨a⟩
Im Hamburgischen passieren zwei weitere Dinge; eines bekannt und häufig, das andere ungewöhnlich und seltener:
- das ⟨a⟩ wird häufig näher "breiter" ausgesprochen und zum [ɔ] gebracht, was meistens als [ɑ] transkribiert wird. Ich meine aber, dass der tatsächliche Laut näher am [ɒ] liegt, bzw. zwischen den beiden stark schwankt. Wie seht ihr das?
Beispiele: "Hafen", "klar", "gerade", "ach".
- das [ɐ] an Wortenden wird meistens zu einem langen [aː] gestreckt, das ist bekannt, aber manchmal irgendwie auch näher zum [ɛ] gebracht. Ich habe das bei mehreren Sprechern verschiedener Generationen bemerkt, aber interessanterweise (bisher) nur beim Wort "voller". Ich kann mir das nicht erklären und es gibt mit Sicherheit noch weitere Wörter, bei denen das passiert. Wisst ihr, was ich meine? Ist [æ] das richtige Symbol dafür?
Kinnay > 27.08.2016, 12:30:48
(27.08.2016, 12:10:01)janwo schrieb: Die /r/-Vokalisierung nach Vokalen ist eigentlich in der germanistischen Literatur hinlänglich beschrieben. sie ist geradezu Merkmal für die niederdeutschen Varietäten bis hinunter ins Ruhrgebiet. In manchen Darstellungen zur Gegenwartssprache findet man auch entsprechende Tabellen und Schemata wo die "Scheindiphthonge" mit [ɐ] aufgeführt werden, z.B. im IPA-Handbuch, Kapitel Deutsch oder (vom selben Autor): Kohler, Klaus J.: Einführung in die Phonetik des Deutschen. 2., neubearb.. Aufl. Berlin: Schmidt, 1995, S. 85f. und 165. (Stichwort r-Vokalisierung), dort auch weiterführende Literaturhinweise.
(27.08.2016, 12:10:01)janwo schrieb: Ob und wie exakt phonetisch Du das transkribierst, hängt ganz stark davon ab, was du argumentieren willst. Wenn es unnötig präzise ist, lass es weg und mach die Fußnote. Wenn es ein en ernsthaften Unterscheid darstellt, sei präzise. (Wie genau man das dann transkribiert müsste evtl. ein Phonetiker sagen.)
janwo > 27.08.2016, 13:32:49
(27.08.2016, 12:30:48)Kinnay schrieb: Ich habe dieses Wochenende leider keinen Zugriff auf eine Bibliothek und kann deinen Verweis deswegen nicht nachlesen, aber klar, ich bin mir bewusst, dass die /r/-Vokalisierung sehr umfangreich beschrieben wird. Was ich ja meinte ist, dass ich nicht mir ihr einverstanden bin! (Oh, der Hochmut... :P)
Ich stimme zu, dass ein silbenfinales /er/ als [ɐ] ausgesprochen wird und dass das /r/ im 'Volksmund' nach anderen Vokalen ebenfalls als [ɐ̯] realisiert wird. In meinem krampfhaften Versuch, eine überregionale 'Standardaussprache' zu finden (welche ich in der Aussprache hochdeutscher Berufssprechenden gefunden zu haben glaube), habe ich die Meinung entwickelt, das /r/ werde nach Vokalen wie in meinem letzten Post beschrieben realisiert. Wie siehst du das persönlich?
Kinnay > 02.09.2016, 19:28:53