Ich wage mal eine Antwort auf diesen Beitrag, obwohl ich mich erst im 2. Semester (jetzt bald im 3.) befinde.
Ich kenne die von dir oder Ihnen (duzt man sich in diesem Forum oder siezt man sich?) genannte Aussage natürlich auch in mehr oder weniger exakter Form (sie wird häufig anders ausgedrückt, sinngemäß bleibt sie aber relativ gleich).
Zu deinen Fragen:
Ich beantworte mal zuerst Frage 2: Der Satz wird allgemein als beleidigend aufgefasst, da implikiert wird (und selbst, sollte dies gar nicht vom Äußernden beabsichtigt sein, wird es implkiert), dass Person B kognitiv nicht zu größeren gedanklichen Leistungen in der Lage ist oder dass Person zumindest den Sachverhalt nicht verstanden hat, Person A aber eigentlich erwartete, dass Person B den Sachverhalt schon auf dem höheren Niveau hätte verstehen müssen.
In jedem Fall wird also eine kognitive Geringschätzung des Gegenübers vorgenommen und diese gemäß der herkömmlichen Kommunikationsnormen, in diesem Fall: Man sagt niemandem ins Gesicht, dass er zu dumm ist, außer man will ihn beleidigen, vermittelt.
Deine erste Frage finde ich schwieriger zu beantworten. Ich nehme an, du verstehst unter gängiger Definition auch den kommunikativen Beiklang des Satzes und nicht nur den reinen semantischen Wortsinn? Habe ich deine Definition richtig aufgefasst, würde ich sagen: Man kann es in keinem Fall (mit ein paar Ausnahmen) als nicht beleidigend auffassen. Ausnahmen wären eben: große Vertrautheit der Personen, eine von der Norm abweichende Kommunikationsweise, deren Regeln und Normaußerkraftsetzungen meistens zuvor schon in der Beziehung definiert wurden, andere Möglichkeiten, die mir nicht einfallen.
Zu deiner 3. Frage: Deine Frage lautet ja im Grunde: Wie kann etwas, das nicht gängig ist, allgemein anerkannt sein? - Eigentlich nur dadurch, dass über den Äußernden (also Person A) bekannt ist, dass er Implikaturen nicht im gängigen Sinne verwendet.
"Das sieht übrigens auch das Strafrecht so: Beleidigung ist, was vom Beleidigten als Beleidigung aufgefasst wird."
Mal rein logisch gefragt:
A ist was B als A auffasst. Wobei A nur vorhanden ist, wenn B vorhanden ist. A ist aber die Voraussetzung für B, denn ohne Beleidigung kein Beleidigter. Sehe ich das richtig? Also, was sich sagen will: Setzen sich A und B nicht gegenseitig voraus, wodurch die Existenz beider unmöglich wird?