Bevor ich Euch die Phonetik und Phonologie unserer Sprache vorstellen kann, muss ich ein wenig ausholen und Euch erklären, inwiefern unsere(.EXCL) Artikulationsorgane sich von Euren unterscheiden.
Wir sind eine humanoide Spezies, haben also im Prinzip einen Bauplan, der dem Eures Körpers ähnelt. Auch unsere organische Chemie ist weitgehend kohlenstoffbasiert und wie eigentlich überall im uns bekannten Universum ist Wasserstoff bzw. Wasser ein enorm wichtiger Bestandteil aller Lebensvorgänge. Ein fundamentaler Unterschied zu Eurer Evolution ist jedoch, dass die Wiege unserer Spezies nicht in einer Savanne sondern in einer Übergangszone zwischen Regenwald und Sumpfgebieten lag. Kurzum: wir sind das, was Ihr amphibisch nennen würdet, und leben sowohl an Land als auch im Wasser. Bevor ich jetzt mich in Details versteigere, googelt einfach mal nach "aquatic ape theory", dann bekommt Ihr eine ungefähre Vorstellung davon, was in unserer Evolutionsgeschichte passiert ist und ein paar phantasievolle Menschen für Eure Evolution postuliert haben. (neidisch?)
Was das für unsere Sprache bedeutet ist, dass unsere Artikulationsorgane anders strukturiert sind. Wir haben verschließbare Nasenlöcher, was uns Modulationen erlaubt, die Ihr nicht ohne Zuhilfenahme der Finger nachmachen könntet. Aber seid beruhigt, das nutzen wir nur parasprachlich, weil das Sprechen unter Wasser sonst ungemütlich würde. Da wir einen funktionierenden Kiemenausgang haben, der ungefähr da liegt, wo bei Euch das Rachenzäpfchen ist, hört der Raum, innerhalb dessen wir Verschlusslaute bilden können, bei uns etwas früher auf. Vereinfachend gesagt, alles was "hinter" dem weichen Gaumen liegt, nutzen wir nicht zur Artikulation. Es gab früher Gruppen, die ausschließlich an Land lebten, und die sich auch die weiter hinten gelegenen Artikulatoren erschlossen haben, aber deren Sprachen sind Exoten, so wie bei Euch z.B. die Klicksprachen.
Unsere
Artikulationsstellen benenne ich hier der Einfachheit halber einmal mit Euren Termini, wozu soll ich jetzt unnötig Verwirrung stiften, indem ich unsere Fachbegriffe verwende? Wir bilden Verschlusslaute an sechs Stellen, die ungefähr den folgenden entsprechen:
- Labial (Bilabial)
- Dental
- Alveolar / Postalveolar
- Retroflex
- Palatal
- Velar
Grundsätzlich steht uns dieselbe Bandbreite an Artikulationsarten zur Verfügung, wie Euch auch:
- Plosive
- Affrikaten
- Frikative
- Nasale (wobei die bei uns unter Wasser mit doppeltem Verschluss gesprochen werden und die Luft durch die Kiemenöffnung entweicht; aber das ist jetzt nicht so wichtig. Ihr redet eh lieber über Wasser...)
- Liquide
- Klicks
Eine phonologisch relevante Unterscheidung zwischen stimmhaften und stimmlosen Lauten oder behauchten und unbehauchten Lauten machen wir nicht.
Daraus ergibt sich folgendes
Konsonanteninventar:
※ | Labiale | Dentale | Alveolare | Retroflexe | Palatale | Velare |
Plosive | b | d | | ɖ | | g |
Affrikaten | bv | | dʒ | ɖʐ | | gɣ |
Frikative | v | ð | z, ʒ | | ʝ | ɣ |
Nasale | m | n | | ɳ | ɲ | ŋ |
Liquide | | | r, l | | | |
Klicks | ʘ | ! | | | ǂ | |
Phonologisch gesehen variiert /j/ zwischen [j] und [ʝ] und /k/ zwischen [ǁ] und [ǂ].
Die beiden Paare [z], [ʒ] bzw. [r], [l] unterscheiden wir mit einer Distinktion, die Ihr nicht habt: Die jeweils links stehenden Laute nennen wir
trocken, die jeweils rechts stehenden nennen wir
feucht.
Unsere
Vokale sind im Grunde für Euch kein Problem. Wir haben fünf Kardinalvokale [i, u, ɛ, o, a], die stellungsbedingt einen relativ großen Variationsspielraum erlauben. Es ist, verglichen mit z.B. dem Englischen, wirklich schwer, einen "falschen" Vokal zu erwischen. Wer authentisch klingen will, versucht jedoch, vor allem das /a/ möglichst weit vorne zu artikulieren ([a] eben, nicht [ɑ]) und das [ɛ] sehr breit zu spreizen.
Diphthonge haben wir nicht. Treffen zwei Vokale aufeinander, könnt Ihr Euch sicher sein, dass da eine Silbengrenze ist, die öfter als nicht auch eine Morphemgrenze ist. Aus den oben erwähnten Gründen sprechen wir an so einer Stelle auch kein [ʔ].
Die
Länge der Segmente ist sowohl bei Konsonanten als auch Vokalen distinktiv und wird von unseren Phonologen aus morphologischen Erwägungen als eigenes
klassenloses Segment /ː/ geführt, genauso wie die drei
Tonlagen normal (unbezeichnet), hoch (´) und tief (`).
Unsere minimale
Silbenstruktur ist V, die maximale Silbenstruktur ist CCVCC, wobei es folgende Einschränkung gibt: die Klicks können nicht in C-Clustern stehen, dafür aber sowohl an- als auch auslautend. Im Silbenkern (V) können die Vokale stehen, die Nasale und die Liquide.
Wie das alles in einer praktischen Orthographie aussieht, zeige ich Euch beim nächsten Mal.