Tröten statt tweeten: Kommt auf unsere Mastodon-Instanz linguisten.info.
matthias.thiele > 16.03.2024, 20:05:21
Yaouoay > 16.03.2024, 20:55:47
Zitat:Ich wollte mich erst damit aus der Affäre ziehen, dass das "Das" nur mit einer zeigenden Geste in der wörtlichen Rede verbunden sinnvoll ist, weshalb "Das" eigentlich ein Demonstrativpronomen, und somit eine Pronominalphrase ist, aber richtig überzeugt hat es mich nicht.
Zitat:Analog würde die Nominalphrase "unser neuer Wagen" aus der Pronominalphrase "unser", der einer "AP"-Phrase "unser neuer" bestehen.
matthias.thiele > 17.03.2024, 00:42:39
(16.03.2024, 20:55:47)Yaouoay schrieb: Hallo! (:
Hallo, Yaouoay, erstmal
Es gibt verschiedene Taxonomien und Terminologien für Wortarten und Phrasentypen (und das gilt auch für das meiste andere). In der Regel wird angenommen, dass manche Wörter mehreren Wortarten zugeordnet werden können und die genaue Zuordnung vom grammatischen Kontext abhängt. Eine Terminologie, die Das in Deinem Satz als Artikel klassifizieren würde, kenne ich nicht und würde mir sehr seltsam vorkommen, denn das relevante Merkmal eines Artikels ist, dass es Teil, aber nicht Kopf einer Nominalphrase ist. Die meisten würden das Wort Das in Deinem Satz wohl als Demonstrativpronomen identifizieren, und ein Pronomen kann eine vollständige Phrase bilden (das ist in vielen Terminologien ein Hauptmerkmal, um es vom Artikel zu unterscheiden). Ob diese Phrase nun „Pronominalphrase“ genannt wird oder unter eine breitere Definition von „Nominalphrase“ gefasst wird, ist abhängig von der Terminologie, aber nicht wirklich relevant für Deine Frage.
Doch, wenn die meisten "Das" als Demonstrativpronomen sehen, und damit als (Pro-)Nominalphrase, dann wäre meine Frage beantwortet. Ich kannte Demonstrativpronomen nur als dieser, jener etc., aber dass die herkömmlichen Artikel "der, die das" auch dazuzählen, ist mir irgendwie entgangen , und ich habe gar nicht erst danach gegoogelt.
Eben finde ich die Quellen, die "das" zu den Demonstrativpronomen zählen., z.B.
https://studyflix.de/deutsch/demonstrativpronomen-3437
https://www.studysmarter.de/schule/deuts...vpronomen/
Zitat:Ich wollte mich erst damit aus der Affäre ziehen, dass das "Das" nur mit einer zeigenden Geste in der wörtlichen Rede verbunden sinnvoll ist, weshalb "Das" eigentlich ein Demonstrativpronomen, und somit eine Pronominalphrase ist, aber richtig überzeugt hat es mich nicht.
Das stimmt nicht, Demonstrativpronomen können auch abstrakt auf etwas verweisen, nicht nur auf etwas in einer Sprechsituation physisch Anwesendes. Und selbst Deinen Satz könnte ich mir in einem Kontext vorstellen, in dem der Wagen nicht physisch anwesend ist. Es ist in der Regel nicht ratsam, Wortarten über die Bedeutung der Wörter zu bestimmen. Das wird in der Grundschule gemacht, bringt Dich aber in der Linguistik nicht weit.
Umso besser, wenn "das" auch ohne physische Anwesenheit verwendbar ist und dazu noch als Demonstrativpronomen gilt, ist mein Problem gelöst. Irgendwie lag ich aber mit meiner Begründung doch nicht so falsch, denn das "das" hat in dem Satz eine "zeigende", also demonstrierende oder direktionale Funktion, und verweist auf ein irgendwo vorhandenes Auto.
Zitat:Analog würde die Nominalphrase "unser neuer Wagen" aus der Pronominalphrase "unser", der einer "AP"-Phrase "unser neuer" bestehen.
Deine Analyse kommt mir äußerst dubios vor, ich kann mir beim besten Willen keine Terminologie vorstellen, in der sie legitim wäre. In Deiner Quelle wird eine untergeordnete Adjektivphrase angenommen, da sich das Adverb nicht auf den Kopf der NP (also Aufgaben), sondern auf das Adjektiv bezieht. Das lässt sich durch einen Auslassungstest zeigen: Du kannst das Adverb weglassen (schwere Aufgaben), aber nicht das Adjektiv (*äußerst Aufgaben).
Ja, das stimmt. Ich las nur von Verschiebe-, Ersetzungs- und Erweiterungstest in dieser Quelle
https://grammis.ids-mannheim.de/terms/view/885
aber nicht von einem Auslassungstest.
Meine Analogie funktioniert tatsächlich nicht.
Wenn ein Possessivum Teil einer NP bildet, aber nicht dessen Kopf, bezieht es sich auf den Kopf der NP, nicht auf das Adjektiv. Auslassungstest: Du kannst sowohl das Possessivum weglassen (neuer Wagen)[1] als auch das Adjektiv (unser Wagen).
Das ist einleuchtend, ich sehe den Unterschied im Bezug, aber ein Satz wie "Das ist neuer Wagen" ist erstmal verwirrend.
Irgendwie scheint im Gleichsetzungsnominativ das Prädikatsnomen bzw. die Ergänzung einen Artikel haben zu müssen, wenn es ein Substantiv ist, außer bei Nullartikeln, aber das habe ich noch nicht ganz zu Ende gedacht. Wir würden nicht sagen "Das ist Wagen", aber "Der ist Bäcker." (Beruf), oder "Das ist Holz" (Stoffsubstantiv) etc.
Wenn Du ein attributives unser (wie es in diesem Satz vorkommt) als Possessivpronomen bezeichnest, wird es schwierig abzugrenzen, wann Pronomen eine eigenständige Phrase bilden können und wann nicht. Ein weiteres Beispiel also, dass Du einen klaren Überblick bewahren musst, wie die Terminologie funktioniert, die Du verwendest.
Das ist ja das Problem, dass die einen von Possessivpronomen, und andere von Possessivartikeln reden. Betrachte ich "unser" als Possessivartikel, wäre "unser neuer Wagen" eine klare Nominalphrase. Als Possessivpronomen wäre "unser" eine Pronominalphrase (da könnte man auch im Satz "neuer Wagen" weglassen, also "Das ist unser."), und dann wäre wohl "unser" Teil der übergeordneten Nominalphrase "unser neuer Wagen".
Natürlicher erscheint mir die erste Variante mit "unser" als Possessivartikel, da ist alles schön kongruent in der Nominalphrase "unser neuer Wagen".
Ich hoffe, das hilft Dir weiter. (:
Auf jeden Fall !
Liebe Grüße
Yaouoay
Yaouoay > 17.03.2024, 01:37:16
Zitat:Ich kannte Demonstrativpronomen nur als dieser, jener etc., aber dass die herkömmlichen Artikel "der, die das" auch dazuzählen, ist mir irgendwie entgangen
Zitat:Umso besser, wenn "das" auch ohne physische Anwesenheit verwendbar ist und dazu noch als Demonstrativpronomen gilt, ist mein Problem gelöst. Irgendwie lag ich aber mit meiner Begründung doch nicht so falsch, denn das "das" hat in dem Satz eine "zeigende", also demonstrierende oder direktionale Funktion, und verweist auf ein irgendwo vorhandenes Auto.
Zitat:Ja, das stimmt. Ich las nur von Verschiebe-, Ersetzungs- und Erweiterungstest in dieser Quelle aber nicht von einem Auslassungstest.
[…]
Das ist einleuchtend, ich sehe den Unterschied im Bezug, aber ein Satz wie "Das ist neuer Wagen" ist erstmal verwirrend.
Irgendwie scheint im Gleichsetzungsnominativ das Prädikatsnomen bzw. die Ergänzung einen Artikel haben zu müssen, wenn es ein Substantiv ist, außer bei Nullartikeln, aber das habe ich noch nicht ganz zu Ende gedacht. Wir würden nicht sagen "Das ist Wagen", aber "Der ist Bäcker." (Beruf), oder "Das ist Holz" (Stoffsubstantiv) etc.
Zitat:Das ist ja das Problem, dass die einen von Possessivpronomen, und andere von Possessivartikeln reden. Betrachte ich "unser" als Possessivartikel, wäre "unser neuer Wagen" eine klare Nominalphrase. Als Possessivpronomen wäre "unser" eine Pronominalphrase (da könnte man auch im Satz "neuer Wagen" weglassen, also "Das ist unser."), und dann wäre wohl "unser" Teil der übergeordneten Nominalphrase "unser neuer Wagen".
Natürlicher erscheint mir die erste Variante mit "unser" als Possessivartikel, da ist alles schön kongruent in der Nominalphrase "unser neuer Wagen".