Hallo,
eine kurze Frage: Gibt es eine Regel im Deutschen, wann die Vorsilbe {un-} betont ist und wann nicht? Fast immer kommt der Hauptton ja auf die erste Silbe: [ˈʊnfɛɐ̯haɪ̯ʀaːtət], [ˈʊnbəkant], [ˈʊnɡəˌnaʊ̯]. Aber dann gibt es noch [ʊnˈɡlaʊ̯plɪç] und [ʊnbəˈʃʀaɪ̯plɪç], die den Hauptton auf der Stammsilbe haben.
Und [ˈʊnmøːklɪç] (so der Duden) kenn ich aus meinem Regiolekt mit Hauptton auf der zweiten Silbe, mit der anderen Bedeutung von "unangemessen".
Und dann ist da noch [ˈʊnˌhaltbaːɐ̯], wo ich manchmal auch den Hauptton auf der zweiten Silbe höre und selbst benutze, wo die Bedeutung dann von "Haltbarkeit bei Lebensmitteln" zu "Haltbarkeit einer Aussage" wechselt.
Wie passt da "ungemein" rein, wo die Betonung entweder auf {un-} liegt oder auf {-mein-}?
Und ist es allgemeines Phänomen im Deutschen, dass sich je nach gewünschtem Fokus und Nachdruck, die Betonung ändert bei manchen? Wenn ich nämlich das Adjektiv/Adverb extra betonen will, kommt bei mir manchmal Betonung auf die Stammsilbe: "Das war ja [ʊnɛɐ̯ˈhœɛɐ̯t]!"
Kann es sein, dass bei einer Neubildung mit {un-} der Hauptton auf der ersten Silbe liegt und wenn das Wort immer mehr lemmatisiert (wie sagt man das?), also zum eigenen Lemma wird, sich der Hauptton oft auf die Stammsilbe verschiebt? Ich würde sagen, dass Wörter wie "unglaublich, unbeschreiblich, unerhört, ungemein, unmöglich" oft auch in dieser Form auftreten, ohne jemals ad hoc abgeleitet zu werden, und im Falle von "ungemein, unerhört, unmöglich" auch in der Bedeutung changieren. Ist das im letzteren Falle wirklich vielleicht so, dass sich der Hauptton verschiebt, um die Bedeutung zu changieren oder ist das ein sekundärer Prozess?
(Vielleicht ist da jetzt viel Unsinn bei, aber das kam mir gerade spontan in den Kopf.)
Vielen Dank und viele Grüße,
Kevin