Hallo,
vielen Dank für eure Antworten. Ich habe mich nun etwas eingelesen in diverse Aufsätze zu bestimmten Themen. Am meisten interessieren mich Syntax und Morphologie und anscheinend Ergativität, in beiden Sprachen. Ich habe mal eine Präsentation gehalten über die Split-Ergativität in Deutscher Gebärdensprache. Ich finde aber auch Antipassiv/Halbtransitivität im Westgrönländischen sehr interessant. Im Master will ich gerne mein Auslandssemester in Grönland machen, daher würde sich eine Bachelorarbeit hierin ja auch anbieten. Ebenso interessiere ich mich aber auch für Gebärdensprachen und will auch da später mehr forschen. Später kräht wohl kein Hahn mehr nach der Bachelorarbeit, daher weiß ich nicht, wie ernst ich nun das Thema nehmen soll.
Mein Problem ist es, einzuschätzen, was genau für eine Bachelorarbeit taugt und was nicht. Das Antipassiv im Grönländischen ist relativ gut untersucht mit nur wenigen, eher speziellen offenen Fragen (die aber wohl nicht für eine Bachelorarbeit geeignet sind). Geht es in der Bachelorarbeit nun nur darum, zu beweisen, dass man wissenschaftlich arbeiten kann? Kann ich einfach ein Thema nehmen wie "Das Antipassiv im Westgrönländischen", wo ich dessen besonderen Eigenschaften gegenüber nicht-transitiven und transitiven Verben aufzeige, was aber bereits durch andere gemacht wurde, ich also nur bereits gewonnenes Wissen zusammentrage und wiedergebe? Bzw. kann ich eine Bachelorarbeit über die "Verteilung der semantischen Rollen in der Deutschen Gebärdensprache" schreiben, wo es um die Split-Ergativität-Markierung der Augenfixierung und der "quirky" Markierung der semantischen Rollen bei Richtungsverben und (nicht)ikonischen Verbgebärden (da lassen sich Untergruppen finden) geht, obwohl auch das schon teils in Publikationen besprochen wurde?
Ich weiß nicht, ob es darum geht, einfach nur ein Thema wiederzugeben, oder ein linguistisches Werkzeug/eine Theorie zu nehmen und es auf eine Sprache anzuwenden, um etwas Neues zu zeigen, was noch von keinem so direkt untersucht wurde.
Ein anderes mögliches Thema wäre, dass Grönländisch synchron mittlerweile sechs Vokale unterscheidet, weil das /r/ die Vokale, die davor standen, zuerst verfärbt hat und nun selbst aber mit dem nachfolgenden Konsonanten assimiliert ist, wodurch sich /inneq/ und /erneq/ nur durch den ersten Vokal unterscheiden, obwohl sie traditionell als Allophone aufgefasst wurden. Das wird einmal durch Jan Hendrik Holst (2005) aufgegriffen und es wäre auch auf einer oder ein paar Seiten zu erklären. (Er braucht auch nur eine Seite.) Es gibt zahlreiche Minimalpaare und der Prozess lässt sich schnell erklären. Für eine Bachelorarbeit wäre das wohl zu kurz.
Ich habe meine in Frage kommenden Prüfer bereits angeschrieben, und sie haben mir, zu Recht, aufgetragen, mit einem etwas speziellerem Thema als "etwas Typologisches zu Grönländisch und Deutscher Gebärdensprache" in die Sprechstunde zu kommen. Daher will ich wenigstens mögliche Fragestellungen mitnehmen, die dem Anspruch einer Bachelorarbeit genügen würden.