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janwo > 21.07.2011, 15:43:14
Jannyna > 06.08.2013, 15:40:18
janwo > 06.08.2013, 16:00:13
(06.08.2013, 15:40:18)Jannyna schrieb: (Die Forensuche habe ich bereits benutzt :P )
(06.08.2013, 15:40:18)Jannyna schrieb: Theoretisch habe ich mir meine Frage damit also selbst beantwortet, mich würde jetzt aber interessieren, inwiefern der Begriff etabliert ist (er ist nämlich nirgendwo sonst zu finden, weder in der Glottopedia, noch in diversen linguistischen Nachschlagewerken)
thf > 06.08.2013, 16:06:29
Jannyna > 06.08.2013, 16:21:14
Zitat:Gerade bei Kasus gibt es ja ein ziemliches Durcheinander und viele werden spezifisch für eine Sprache oder Sprachfamilie gebraucht. Meiner Meinung nach spricht nichts dagegen, den Begriff zu verwenden.
Ansonsten fiele mir noch Lativ ein - aber der passt eher nicht, oder?
thf > 06.08.2013, 17:36:29
(06.08.2013, 16:21:14)Jannyna schrieb: Ich habe den Begriff bereits gewählt, meine Frage sollte auch nicht dazu dienen, unbedingt einen "besseren" zu finden, sondern ist dem Interesse entsprungen, ob es theoretisch andere Bezeichnungen gibt (kommt ja teilweise vor), damit ich darüber etwas nachlesen kann, und inwiefern das Ganze noch in Sprachen vorkommt.So hatte ich das auch verstanden und in dem Sinne war mein "Vorschlag" gedacht :)
Zitat:Den statischen Fall habe ich bisher nicht umbenannt, ich habe lediglich die Verwendung des Lokativ eingeschränkt.'Essiv' wird als Bestandteil in statischen Lokalfällen wie Inessiv (in), Adessiv (auf/bei), Subessiv (unter) oder Superessiv (über) verwendet, daher die Idee, dass man Essiv als neutralen statischen Kasus verwenden könnte, auch wenn er ggf. so nicht gebräuchlich ist; Stativ, was vielleicht eine Alternative wäre, ist in der Linguistik schon mit allerlei anderem belegt.
Er dient nicht dazu Zustände auszudrücken.
Jannyna > 06.08.2013, 23:08:20
thf > 07.08.2013, 11:54:43
(06.08.2013, 23:08:20)Jannyna schrieb: Also ich bin bisher bei der Bezeichnung Lokativ geblieben, da ich von der Entwicklung der Kasus ausgegangen bin. Aber wie die Regeln sind, wann ein Kasus wie heißt, und ab wann er umbenannt wird, das weiß ich natürlich nicht. Mir ist nur klar, dass in unterschiedlichen Sprachen, so wie du es ja ebenfalls erwähnt hast, die Spannbreite der Verwendung schwankt. Wäre es denn sehr unpassend beim "Lokativ" zu bleiben und nur die "nicht passenden" Aspekte herauszunehmen?
Es ist nicht unbedingt so, dass ich etwas gegen den "Essiv" als Begriff einzuwenden hätte, nach deiner Erklärung wäre er schon sehr passend, aber die unmittelbare Verwandtschaft zwischen Lokativ und Motativ, der mehr wie eine Erweiterung des Lokativ aussieht, ist noch ziemlich eindeutig. Bei meinem Motativ ist quasi nur eine Postposition "drangeschmolzen". Zuvor gab es aber eben schon den "Lokativ" als Kasus. Demnach hatte ich den Begriff vorerst beibehalten.
(06.08.2013, 23:08:20)Jannyna schrieb: Aber da wir gerade beim Thema sind, ab wann hat der Genitiv die Berechtigung "Genitiv" genannt zu werden? Vom Namen her ist er ja ein Fall, der die Herkunft bezeichnet, aber auch er wird ja in unterschiedlichen Sprachen auf verschiedene Art und Weise verwendet. Ich bezeichne momentan einen Kasus als Genitiv, der eigentlich nur noch das Ziel einer Handlung angibt (nicht aber die Quelle) oder unter gewissen Einschränkungen andere Objekte näher beschreibt. Alles Weitere, was er beispielsweise im Deutschen noch ausdrücken könnte, ist bei mir auf andere Kasus aufgeteilt. Jetzt frage ich mich gerade, wie frei einerseits die Bezeichnungen sind und ob es andererseits, unabhängig davon ob ich eine andere Bezeichnung benutze oder nicht, Kasus gibt, die nur für "Die Quelle einer Handlung" oder "Das Ziel einer Handlung" stehen.
Jannyna > 07.08.2013, 13:20:38
Zitat:Letztendlich finde ich, dass du deine Begriffe ruhig so lassen solltest, wie sie sind; ich wollte dir da nicht reinreden. Insbesondere finde ich interessant, dass du da historische Aspekte anführst.
Zitat:Weiterhin hatte ich den Eindruck, dass der von dir vorgeschlagene Motativ, der nur angibt, dass sich ein Objekt realtiv zu einem Referenzpunkt bewegt, aber keine Aussage über die Richtung trifft, eine typologische Besonderheit des Lasischen (und deiner Sprache) zu sein scheint. Siehe dazu z.B. diesen Artikel; Kutscher schreibt schon in der Einleitung, dass solch ein Kasus eigentlich für nicht existent gehalten wurde.
Zitat:Ich würde sagen, dass ein prototypischer Gentiv einen Besitzer (Possessor, manchmal auch Genitive genannt, z.B. bei Greenberg) markiert.
lingucat > 07.08.2013, 14:00:33
(07.08.2013, 13:20:38)Jannyna schrieb: Für mich erscheint der Genitiv gerade nur wie ein Kasus, "der halt noch ein bisschen mehr kann".
Jannyna > 07.08.2013, 14:05:28
thf > 07.08.2013, 16:42:49
(07.08.2013, 13:20:38)Jannyna schrieb:Zitat:Ich würde sagen, dass ein prototypischer Gentiv einen Besitzer (Possessor, manchmal auch Genitive genannt, z.B. bei Greenberg) markiert.
Für die Anzeige des Possessors gibt es ja auch noch den Possessiv. Demnach sollte die Anzeige des Possessors, wenn es nur "rein" darum geht, eher dem Possesiv zugeschrieben werden, oder? Jedenfalls insofern es sich um etwas alienables handelt. Für mich erscheint der Genitiv gerade nur wie ein Kasus, "der halt noch ein bisschen mehr kann".
(07.08.2013, 14:00:33)LioKat schrieb: Eigentlich kann er ja noch mehr als nur "ein bisschen mehr". Es könnte beispielsweise auch ein partitiver Genitiv sein.
Man könnte ihn auch als Objektkasus gebrauchen. Im Deutschen ist das vereinzelt noch erhalten, etwa bei Verben wie gedenken oder bedürfen (Wir gedenken der Toten). Entsprechendes gibt es auch bei Adjektiven, etwa begierig und kundig. (Das erinnert mich doch direkt an einen Merkspruch "Begierig, kundig, eingedenk teilhaftig, mächtig, voll – regieren stets den Genitiv, was man sich merken soll" aus dem Lateinunterricht )
Auch Beschaffenheit kannst du mit dem Genitiv ausdrücken: Sie sind unterschiedlichen Alters. Dann gibt es auch noch Formen wie erhobenen Hauptes, eines schönen Tages, ..., bei denen damit adverbiale oder prädikative Relationen ausgedrückt werden.
Gerade wenn man die slavischen Sprachen hinzunimmt, kommt man auch über 30 verschiedene Bedeutungen, die man mit dem Genitiv ausdrücken kann (absolutus, auctoris, causae, comparationis, criminis, definitivus, explivativus, materiae, obiectivus, partitivus, possessivus, pretii, qualitatis, etc etc)
Eigentlich eine total spannende Sache. Wegen dir muss ich da jetzt weiter drüber nachdenken :D
(07.08.2013, 14:05:28)Jannyna schrieb: Naja, die Bedeutungsspannbreite ist mir durchaus bekannt, hat schließlich, so wie du es ja auch aufzählst, alles seinen Namen, aber was genau ihn jetzt zum Genitiv macht, ist damit noch immer nicht klar. Quasi: was davon darf ich "nicht" wegnehmen?
janwo > 07.08.2013, 16:56:11
(07.08.2013, 14:00:33)LioKat schrieb: Eigentlich eine total spannende Sache. Wegen dir muss ich da jetzt weiter drüber nachdenken :D
Jannyna > 07.08.2013, 17:09:14
Zitat:In dem Paper von Haspelmath, auf das ich oben verwiesen hatte[...]Damit es nicht so aussieht, als hätte ich deinen Vermerk mutwillig ignoriert: Mein Englisch ist ziemlich schlecht
lingucat > 07.08.2013, 21:08:50
(07.08.2013, 16:56:11)janwo schrieb: [setze numerusindifferentes Anredepronomen der zweiten Person]*
(07.08.2013, 17:09:14)Jannyna schrieb: Das hieße jetzt quasi, es gibt keine Sprache die gleichzeitig einen Genitiv und einen Possessiv aufweist?
Zitat:Meiner Einschätzung nach ist die Markierung des Possessors die Kernfunktion des Genitivs. Zumindest a prioi betrachtet sind die weiteren Gebrauchsweisen, die ihr nennt separate Funktionen, die auch von anderen grammatischen Einheiten übernommen werden könnten und damit handelt es sich um Polysemie resp. Polyfunktionalität.