Hallo Luana,
bei 'sammeln' müsste der Undergoer ein Thema sein (weil er Ort bzw. Possession wechselt), kein Patiens (dessen Zustand sich verändert).
Bei 'bedürfen' ist die zweite NP im Genitiv und die Thematischen Rollen zu bestimmen ist auf jeden Fall nicht leicht hier, weil nicht ganz klar ist, welche der beiden Argumente das agenshaftere ist.
Wirkt derjenige/dasjenige, das etwas braucht auf das Gebrauchte oder das Gebrauchte auf den oder dasjenige, das etwas braucht?
Ich würde sagen, dass Experiencer/Stimulus hier einigermaßen gut passt, obwohl hier keine Wahrnehmung, kein kognitiver Prozess oder Gefühl beschrieben wird. Aus einer Analyse der Argumentstruktur von 'bedürfen' als Experiencer/Stimulus würde folgen, dass ein Bedürfnis nach etwas erst entstehen kann, wenn es schon verfügbar ist (oder zumindest die Möglichkeit der Verfügbarkeit besteht).
Möchte man diese Implikation vermeiden, könnte man den 'bedürfendenden' vielleicht als Rezipienten analysieren. Zwar beschreibt das Verb kein Ereignis, in dem er wirklich etwas erhält, aber es charakterisiert ihn als jemanden, der den Referenten des zweiten Arguments erhalten kann (muss/sollte..). Dann hätte man die Rollen Rezipient und Thema, wobei das Verb diese Rollen zwar beschreibt, aber offen lässt, ob sie auch erfüllt werden.
Beide Analysen haben Vor- und Nachteile und das sind bestimmt nicht die einzigen möglichen.
Vielleicht habe ich dir ja ein bisschen helfen können
(24.05.2013, 21:03:18)Luana schrieb: Kann mir jemand sagen, wie die vollständige Argumentstruktur des Verbs bedürfen aussieht? Ich bin ratlos...
Kann zudem bitte jemand beurteilen, ob ich die Argumentstruktur von "sammeln" richtig bestimmt habe? Ich bin mir nicht sicher, ob die Zuweisung Thema bzw.Patiens stimmt.
< Agens 1, Thema/Patiens 2>
< NP NOM 1, NP AKK 2>
<Subjekt 1, Akkusativobjekt 2>