Du hast es doch eigentlich schon ganz gut auseinander klamüsert.
Es hilft dem Verständnis, wenn man sich ein viergliedriges Modell vorstellt, das zwei Seiten und zwei Ebenen hat:
- Virtuelle Ebene vs. Aktuelle Ebene
- Ausdrucksseite vs. Inhaltsseite
Das kann man ganz nett in einer 2×2 Tabelle anordnen, dann hat man 4 Felder:
- Virtuell-Ausdruck: Unsere gespeicherte Vorstellung (Saussure's "Lautbild") des Ausdrucks
- Aktuell-Ausdruck: Die sprachliche Manifestation (die physische Komponente des Zeichens), ob nun als Saussure's "Lautkette" oder Bewegung usw.
- Virtuell-Inhalt: Unsere Vorstellung vom Referenten, inklusive Konnotationen usw. (Saussure's "Konzept")
- Aktuell-Inhalt: Der Referent (Saussure's "außersprachliche Wirklichkeit" ) auf den sich das Zeichen bezieht.
Leider haben die meisten Zeichenmodelle den großen Nachteil, dass sie etwas "kurzsichtig" sind und nicht alle Aspekte eines sprachlichen Zeichens sauber trennen, so dass oft zwei der drei zusammengeschmissen werden.
Das hatte ich an anderer Stelle schon mal etwas ausgeführt:
(01.09.2012, 10:02:09)janwo schrieb: Anbei einmal ein Zeichenmodell von Herbermann, das ich für sehr aufschlussreich halte: [attachment=103]
(Leider unveröffentlicht außer als Handout/PDF aus meiner Hand).
Wenn wir das jetzt auf deine Frage anwenden, müsste das so gehen:
Referentiell heißt hier dann: wir schauen darauf, wie ein Ausdruck auf etwas (den Referenten) bezogen wird. Hier wird eine Beziehung untersucht zwischen Sprachlichem (der Ausdruck usw.) und etwas Außersprachlichem (dem Referenten). Hier wird Feld 2 mit der Inhaltsseite (Felder 3 und 4) in Beziehung gesetzt, wobei auch die Beziehung von 4 zu 3 (wie komme ich von den Dingen zum Inhalt/Konzept?) eine Rolle spielt.
Strukturell heißt hier: wir schauen darauf, wie sprachintern Ausdrucksseite und Inhaltsseite zusammen kommen. Das spielt sich weitestgehend auf der virtuellen Ebene ab (zwischen den Feldern 2 und 3 der Grafik), die Elemente 1 und 4 spielen stark untergeordnete Rollen.
Kognitiv heißt hier: wir schauen, wie die sprachliche Seite des Zeichens und unsere Vorstellung vom Referenten zusammengeht. Das Augenmerk liegt also darauf, wie die vrtuelle und die akrtuelle Ebene miteinander in Beziehung stehen. Da es keine direkte Verbindung zwischen 1 und 4 gibt, wir aber dennoch eine mittelbare Verbindung herstellen können, muss da in unseren Köpfen je etwas Kognitives ablaufen, was diese Verkettung bewirkt.