Auf Wunsch in einem anderen Faden will ich etwas dazu sagen, daß Standard-Deutsch ein Esperanto im Kleinen sei. Das ist etwas überspitzt. Aber es ist eine erschaffene Sprache, die vorher im Volk nicht gesprochen worden ist. Es ist hauptsächlich Ostmitteldeutsch mit oberdeutschen Bestandteilen. Deshalb kommen einzelne ostmitteldeutsche Mundarten dem Standard-Deutschen am nächsten. Aber auch Oberfränkisch ist ihm sehr ähnlich.
Wenn man Niederdeutsch mit echtem Bairisch oder Alemannisch vergleicht, wird klar, daß es sich nicht um einen Mundartausgleich handelt. Die alten Schreibsprachen waren ein Mundartausgleich für großräumlichere Zwecke. Ohne die Durchsetzung von Standard-Deutsch mit Zwang als einzige vorherrschende Sprache wäre es seit dem Eisenbahnzeitalter irgendwann zur Vermischung von Merkmalen der Ortsmundarten gekommen, wie es in einigen Städten der Schweiz heute vorkommt. Wichtige Städte hätten am ehesten Besonderheiten der Stadtmundart beibehalten.
Am Niederrhein hat man gebietsweise noch bis ins 19. Jahrhundert am Niederländischen als Amtssprache festgehalten, weil es den dortigen Ortsmundarten doch sehr ähnlich ist. Niederländisch ist nichts anderes als eine Schriftsprache auf Grundlage niederfränkischer Mundarten in Brabant, Utrecht und Südholland wie auch Luxemburgisch auf Grundlage der moselfränkischen Mundarten dort.
Am Anfang war Deutsch oder damals theodisca, später teutsch eine Sammelbezeichnung germanischer Sprachen zwischen Nordsee, Ostsee und Alpen. Theodisca hieß soviel wie in volkstümlicher Sprache im Gegensatz zu Latein. Auch heute noch ist die Vorstellung einfach falsch, daß alle Regionalsprachen Mundarten des Standard-Deutschen seien. Es ist genauso eine deutsche Sprache wie die Regionalsprachen im Sinne einer Familie verwandter Sprachen. Die Umgangssprachen auf standard-deutscher Grundlage, sind wirklich Mundarten desselben. Beste Beispiele dafür sind Berlinerisch und Ruhrdeutsch.