Das Stammmorphem, aus dem beide abgeleitet sind, ist natürlich '-geh-'.
Bis auf den gemeinsamen Stamm und eine minimale Restbedeutung haben beide Ableitungen allerdings keine Gemeinsamkeiten mehr (semantisch, graphematisch, phonologisch, selbst morphologisch - da es nun unterschiedliche Wortarten sind). Alles, was sie noch verbindet, ist der gemeinsame Stamm aus demselben Morphem.
Es handelt sich auch nicht um Polysemie, da das Stammmorphem für beide das gleiche ist (vgl. mit Bank und Bank, bei denen es sich um unterschiedliche Lexeme handelt). Es kann also nur ein Allomorph von geh sein. An diesem Beispiel erkennt man Allomorphie eigentlich sehr gut. Man sollte sich allredings bewusst sein, dass es durchaus Fälle gibt, bei denen der Unterschied nicht so leicht deutlich wird (vor allem bei Derivatonen aus schwachen Verbstämmen).
Interessant ist hier, dass wir in der Flexion zwar einen Wechsel im Stammvokal beobachten, nicht aber in der Derivation, was natürlich am starken Verbstamm liegt.
Allomorphie ist also die Realisierung ein und desselben Morphems in unterschiedlichen synthaktischen Wörtern. Im Prinzip sind also alle aus Flexion, Derivation oder sonstigen morphologischen Prozessen hervorgegangenen Wörter ein und desselben Lexems ein Allomorph.
Bitte schön.