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Pharazon79 > 19.10.2018, 15:52:01
Anna K. > 25.10.2018, 10:56:37
Pharazon79 > 26.10.2018, 01:04:02
Anna K. > 27.10.2018, 14:41:18
(26.10.2018, 01:04:02)Pharazon79 schrieb: Hmmm, ich dachte eigentlich ich wäre relativ genau gewesen mit der Unterscheidung zwischen der Funktion des Topic und der rein FORMALEN Topikalisierung i.S.v. "an den Satzanfang verschieben". Natürlich kann man über die Terminologie diskutieren, aber ich denke, ob man jetzt von formaler (!) Topikalisierung, Verschiebung ins Vorfeld, Fronting, einer Alpha-Bewegung in irgendeine Spezifikatorposition irgendeiner chomsky'schen Phrase oder der Verschiebung an den Satzanfang spricht, nimmt sich nicht so furchtbar viel. Falls ich da nicht so deutlich war, wie ich's vorhatte, cea mulpa :)
Zitat:Das nächste Problem bei solchen Diskussionen dürfte sein, dass wahrscheinlich keine zwei Linguisten auf diesem Planeten die Begriffe Topic und Fokus gleich definieren (auf anderen Planeten wahrscheinlich auch nicht). Das ist mir durchaus klar. Aber da meiner Erfahrung nach die meisten Linguisten ein unbetontes Personalpronomen als Topic akzeptieren, hatte ich mich da auf sicherem Terrain vermutet. Nur deshalb die Fragestellung: Wenn sich die Sätze "Heute kommt er zu Besuch" vs. "Er kommt heute zu Besuch" nicht in der Topikalität des Subjekts unterscheiden (sofern es unbetont ist!): Worin dann? Möglicherweise war das Terrain doch nicht ganz sicher :)
Zitat:Wie gesagt, in Bezug auf Topic und Fokus denke ich in dem Rahmen, den Knud Lambrecht in seinen Arbeiten vorschlägt und diskutiert (Literaturangaben auf Wunsch, kennst du aber sicher :) ). Das Topic, das einen Rahmen für die Satzinterpretation vorgibt, erinnert mich an das Topic, das Chafe (1976) diskutiert (Literaturangabe auf Bestellung :) ). Kommt das hin? Musan und Speyer sagen mir bisher leider gar nichts, werde ich aber möglichst bald nachholen.
Zitat:Wenn ich dich richtig verstehe, sagst du, dass etwas, was im Vorfeld steht, nicht zwingend ein Topic sein muss, und dass etwas, was im Mittelfeld steht, trotzdem ein Topic sein kann. Und genau das, wenn ich es richtig verstanden habe, ist ja mein Punkt: Dass in dem oben genannten Satzpaar das Subjekt, wenn es unbetont ist, unabhängig von der Stellung als Topic zu interpretieren wäre -- oder sein könnte. Bleibt die Frage, wenn die Topikalität des Subjekts nicht der Unterschied zwischen diesen Sätzen ist: Was dann? Oder habe ich das falsch verstanden?
Zitat:Ganz besondere Probleme habe ich bei solchen Sätzen eben im Fall von relativ abstrakten Adverbien wie "vielleicht". Verstehe ich dich richtig, dass du sagst, bei einem Satz "Er kommt morgen vielleicht zu Besuch" ist ER der Referent oder der Gedanke oder ... (?), der den Rahmen für die Interpretation des restlichen Satzes vorgibt? Und bei einem Satz wie "Vielleicht kommt er morgen zu Besuch" ist es das vielleicht/die Vielleichtheit/die potentielle Modalität, die den Rahmen für die Interpretation vorgibt? Oder habe ich das missverstanden? Ich habe irgendwie Schwierigkeiten damit, mir darunter etwas einigermaßen Konkretes vorzustellen. Kann man das an anderen Beispielen festmachen? Oder an unterschiedlichen Kontexten, wo man eher die eine oder eher die andere Variante bevorzugen würde?